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Sad Jokes

Der Finger im Automat

Fabian Stumms Filme lieben das Situative. Einem strengen Werkbegriff setzt der Autor, Regisseur und Hauptdarsteller das offene, grob gerahmte Experiment, lose verbundene Spielszenarien und Kontextangebote entgegen. Das ging schon im Vorgänger KNOCHEN UND NAMEN hinreißend auf und gelingt ein zweites Mal. SAD JOKES gehört zu den bemerkenswertesten deutschen Filmen des Jahres, weil er, ist er aus dem Zwang der Stringenz und Geradlinigkeit befreit, immense Kraft im selbstreflexiven Schauspiel und den Variationen der Inszenierung entwickelt, die ein Familiendrama im einen Moment mit einer komischen Slapstick-Nummer über einen eingeklemmten Finger im anderen kontrastiert.

SAD JOKES also, traurige Witze. Sie wandeln zwischen Fiktionsschranken, ringen gesellschaftlich ermüdet mit der Suche nach Tonalität und ungezwungener Sprache. Sie kollidieren mit Erwartungen, Leistungsdruck, Konventionen – auch das spiegelt der Film im ganz ökonomischen, kulturindustriellen Sinn. Die Langfilme von Stumm verhandeln beide auf ihre Art existentielle, charakterliche wie künstlerische Krisen, die nicht immer wissen, wo sie erzählerisch ankommen wollen und können und gewiß in ganz bestimmten Blasen verortet sind. In ihrer gebrochenen Struktur glücken ihnen dennoch erstaunliche Anknüpfungspunkte. Vielleicht ist das Streben danach der nächste Trugschluß.

SAD JOKES stellt auch das in seinen langen Einstellungen in Frage, die man schmunzelnd, berührt, teils tief beschämt verfolgt, weil sie so erbarmungslos aushalten, was alles schiefgehen kann. Sei es im Wiedersehen mit dem Ex oder einer erotischen Begegnung, der ein Babyphon im Wege steht.

[ Janick Nolting ]