D 2019, 106 min
FSK 12
Verleih: Missing Films
Genre: Drama
Darsteller: Gisa Flake, Christina Große
Regie: Michael Fetter Nathansky
Kinostart: 15.10.20
Sie lehnt sich nur kurz über das Geländer, im nächsten Moment stürzt sie in den Fluß. Ein Fremder stößt die Mechanikerin Silke am helllichten Tag von einer Brücke. Wie fortan weiterleben? Wir sehen diese unerhörte Begebenheit als sommerliches Panorama aus weiter Ferne, in das mit der fallenden Frau plötzlich eine Wunde gerissen wird. Nur der genaue Tathergang bleibt unsichtbar.
Eine Einstellung, die zugleich den Film selbst spiegelt. In der das große, zunächst überschaubare Ganze dann doch entscheidende Details und Geheimnisse verbirgt. Und so ist dieses, zugegeben, bestens gewählte Bild der Auftakt für ein Verwirrspiel über die Folgen und Gründe des Brückensturzes. Drei Kapitel und Perspektiven, die sich mal mehr und mal weniger kunstvoll ineinander verschachteln. Die sich immer wieder überlagern und eine Lüge nach der anderen entlarven wollen. Alltägliche Selbstinszenierung und erste Eindrücke fallen in sich zusammen. Leider bloßes Konzept-Kino!
SAG DU ES MIR mausert sich stilistisch allzu einfallslos vom Familiendrama zum Thriller zum Passionsspiel. Genre-Elemente und inszenatorische Radikalität ersticken im drögen Sozialrealismus der Brandenburger Plattenbausiedlung. Wo bleiben eindringliche Bilder? Was soll man anfangen mit all diesen fragmentarischen privaten Plänkeleien? Ohne Fremd- und Eigentäuschung kein Miteinander. Und dann?
Bleibt nur der Bußgang ins Kino, das an sich schon täuschende Medium, das hier nach Wahrhaftigkeit suchen soll. Aber warum dann so zaghaft in den Abgrund steigen, der sich da auftut? Man möchte dem Film seinen eigenen Titel entgegenschreien.
[ Janick Nolting ]