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Salami Aleikum

Culture-Clash-Komödie, bei der ein zweiter Blick lohnt

Es gibt Filme, die riechen förmlich nach Klamauk. So wie SALAMI ALEIKUM. Auf den ersten Blick klingt die Geschichte genauso platt wie ihr Titel. Da verliebt sich der sensible Sproß einer iranisch-stämmigen Metzgerfamilie aus Köln in eine ostdeutsche Automechanikerin. Als ehemalige Kugelstoßerin überragt sie den liebestollen Perser locker um zwei Köpfe und ist zu allem Überfluß auch noch überzeugte Vegetarierin. Konflikte sind vorprogrammiert, umso mehr, als sich bald die Familien der beiden einschalten, die über mindestens so viele Vorurteile verfügen, wie die zwei wohlbekannten Tragödienklans bei William Shakespeare. Romeo und Julia auf dem (ostdeutschen) Lande …

Zum Glück entwickelt sich alles ganz anders, und nach gut 90 Minuten ist klar: SALAMI ALEIKUM ist eine der schönsten deutschen Sommerkomödien seit Jahren. Das liegt unter anderem an Wolfgang Stumph, der vor knapp 20 Jahren mit GO, TRABI, GO zum Vorzeige-Ossi mutierte. Er gibt den brummigen Vater der Braut, einen Kneipenwirt ohne Kundschaft, dem der persische Schwiegersohn in spe erst mal gar nicht behagt. Wenn er als schlitzohriger Ossi auf sein cholerisches iranisches Pendant trifft, entstehen Dialoge, bei denen nichts zu wünschen übrig bleibt.

Indem Regisseur Ahadi die Aussagen der Iraner (die auf Farsi natürlich kein Blatt vor den Mund nehmen) deutsch untertitelt, verschafft er dem Zuschauer einen entscheidenden Vorsprung vor den handelnden Personen. Aus diesem babylonischen Sprachengewirr erzielt der Film einen guten Teil seiner Komik. Dazu kommen diverse Rückblenden und Traumsequenzen, in denen die Geschichte plötzlich als Animationsfilm weitererzählt wird, und ein furioses Finale im Bollywoodstil, in dem sich die Schauspieler – ja, auch Wolfgang Stumph – zur Kamera wenden und anfangen zu singen.

Es ist dem Feingefühl des Regisseurs zu verdanken, daß aus all diesen Zutaten kein plattes Potpourri geworden ist, sondern ein Film, der geschickt zwischen den Genres hin und her springt und sich in keine Schublade stecken läßt. Ali Samadi Ahadi wagt in seinem allerersten Spielfilm mehr, als die meisten alten Hasen nach vielen Jahren Berufspraxis.

D 2008, 106 min
FSK 6
Verleih: Zorro

Genre: Komödie

Darsteller: Navid Akhavan, Anna Böger, Wolfgang Stumph

Regie: Ali Samadi Ahadi

Kinostart: 23.07.09

[ Luc-Carolin Ziemann ] Carolin hat ein großes Faible für Dokumentarfilme, liebt aber auch gut gespielte, untergründige Independents und ins Surreale tendierende Geschichten, Kurzfilme und intensive Kammerspiele. Schwer haben es historische Kostümschinken, Actionfilme, Thriller und Liebeskomödien ... aber einen Versuch ist ihr (fast) jeder Film wert.