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Sammys Abenteuer 2

Gefängnisausbruch der Schildkröten-Opas

Schildkröten altern schnell. Im Jahr 2010 versuchte eine europäische Produktion unter belgischer Ägide mit SAMMYS ABENTEUER den 3D-Animationsfilmen aus Hollywood etwas entgegenzusetzen. Und zwar mit dem ökologisch-pädagogisch korrekten Abenteuer einer Meeresweltreise der Schildkrötenkinder Sammy und Ray. Das Ganze war, zumal an der deutschen Kinokasse, erstaunlich erfolgreich, und so war zu erwarten, daß eine Fortsetzung folgen würde. Und die überrascht zu Anfang durchaus. Ob des Umstandes nämlich, daß die zwei bewährten Identifikationsfiguren Sammy und Ray hier tatsächlich als rüstige Opas ihren Auftritt haben. Vergreisung innerhalb zweier Jahre – wer hätte das bei der mitunter ja recht ausgedehnten Lebensdauer von Schildkröten erwartet?

Wir machen es anders, steht als Message dahinter. Oder wenigstens: Wir wiederholen jetzt mit SAMMYS ABENTEUER 2 nicht einfach nur das Ganze vom ersten Mal in einer Alibi-Abwandlung. Womit zum Umstand, daß die jugendlichen Helden inzwischen Senioren sind, sich dann auch eine weitere Änderung gesellt: Kein Weltreiseabenteuer, sondern ein Gefängnisausbruch-Film ist jetzt angesagt. Werden doch die Opas Sammy und Ray samt Enkeln von schnöden Fischern gefangen und in einen Unterwassererlebnispark verkauft. Der befindet sich irgendwo vor Dubai und sieht aus wie Kapitän Nemos Stadt unter dem Meer. Für die hier eingesperrten Tiere ist die allerdings ein riesiges Gefängnis. Und auch wenn in dem die Verpflegung ganz passabel ist, wollen unsere Salzwasserreptilien doch lieber ausbüxen. Eine illustre Schar vom mafiösen Seepferdchen bis zu zwei unterbelichteten Muränen oder einem Hummer mit Persönlichkeitsspaltung hilft dabei.

GESPRENGTE KETTEN mit Fisch, Languste und Schildkröte, tierische Solidarität gegen menschliche Rücksichtslosigkeit – okay, für SAMMYS ABENTEUER 2 sprechen eine Erzähl-idee, die was für sich hat und einige reizvolle 3D-Effekte, samt einer Handvoll Gags, über die man auch als Erwachsener lachen kann. Dagegen spricht eine Dauerberieselung mit Migräne bereitender Musik und Schildkröten, die sich mitunter als nervige Moralapostel enttarnen. Der pädagogische Ölteppich kleistert hier wieder gehörig. Die Kids nun stört das erfahrungsgemäß weniger – womit bezüglich der Hauptzielgruppe auch SAMMY 2 funktionieren dürfte.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.