In den Goldenen Zwanzigern, die sich bald braun färben sollten, bemerken die Autoschlosser Franz und Erich Sass, daß der Boden ihres Handwerks nicht gülden glänzt. Als nun der Fiskus die letzten Groschen einsamsen will, entdeckt das Brüderpaar seine kriminelle Energie: Dit Jeld jibt’s uff der Bank!
Nach dem ersten Coup zeigt sich die schlafmützige Polizei verblüfft: So flink und vor allem mit einem Schneidbrenner wurde noch nie vorgegangen! Die Gauner werden alsbald verhört und entgegnen: "Den Schneidbrenner hamse uns jeklaut." Auch weitere Einbrüche können ihnen nicht nachgewiesen werden. Das Volk bejubelt seine Ganoven wie sehr viel später nur einen "Dagobert", indes der Hauptkommissar - ein unterforderter Henry Hübchen - in der Mischung aus Gefopptsein und heimlicher Sympathie recht tatenlos zusieht.
Die Sass-Brüder hat es tatsächlich gegeben. Im Film ergänzen sich Ben Becker, dessen Wandlung vom Arbeiterjungen zum weltmännischen Dandy als zügig zu bezeichnen ist, und ein durchweg überzeugender Jürgen Vogel. Die weiblichen Charaktere aber verschwimmen in schönen Sepia-Tönen. Und Otto Sander wird sich wehmütig seines "Bruchs" mit Rolf Hoppe entsinnen, einer herrlichen Nachkriegskomödie, die sich, nun ja, dem Tresorknacken verpflichtete. Man mag das Ganze als Hommage an Es war einmal in Amerika betrachten. Doch in der Tradition von Sergio Leone zu filmen, ist nicht der schlechteste Ansatz.
Das Problem ist nur, daß es hier weder um das Rififi des kleinen Mannes noch um ein genaues Porträt der Brüder geht. Auch die Inflationszeit bleibt unterbelichtet: Hätte das umtriebige Paar nicht mit Wäschekörben einbrechen müssen, als das Geld schon am nächsten Tag nichts mehr wert war?
Möglicherweise ist daher die wahre Geschichte interessanter. Im Gegensatz zum Filmschicksal wurden die Gebrüder Sass nicht anonym erschossen. Rudolf Höss persönlich leitete ihre Exekution. Die wahre Geschichte erhält man in Ekkehard Schwerks Buch "Die Meisterdiebe von Berlin".
D 2001, 112 min
Verleih: Constantin
Genre: Biographie, Gangster
Darsteller: Ben Becker, Jürgen Vogel, Henry Hübchen
Regie: Carlo Rola
Kinostart: 27.09.01
[ Angela Rändel ]