Originaltitel: SAVING MR. BANKS

USA 2013, 125 min
FSK 0
Verleih: Disney

Genre: Biographie, Tragikomödie

Darsteller: Emma Thompson, Tom Hanks, Paul Giamatti, Colin Farrell, Ruth Wilson, Jason Schwartzman

Regie: John Lee Hancock

Kinostart: 06.03.14

1 Bewertung

Saving Mr. Banks

Auf Kuschelkurs mit Micky Maus

Ein echter Geschäftsmann läßt nicht locker. So könnte man die Botschaft von SAVING MR. BANKS auch verstehen, wenn man alle Rührseligkeiten mal beiseite läßt. Schließlich versuchte Unterhaltungsmogul Walt Disney fast 20 Jahre lang, die Filmrechte an P.L. Travers Romanen um das Kindermädchen Mary Poppins zu bekommen. Doch die als schwierig geltende Autorin sträubte sich hartnäckig, bis sie 1961 doch klein bei- und Disney ihr Einverständnis gab.

John Lee Hancocks Film macht aus der angespannten Beziehung zwischen dem berühmten Papa von Micky Maus und der Mama von Mary Poppins eine unterhaltsame Quasi-Screwball-Komödie, die trotz allem Verkitschens der historischen Ereignisse mindestens zwei große Vorteile auf ihrer Seite hat: Den altmodischen Charme des alten Hollywood und eine alles überragende Emma Thompson. Konfrontiert mit den schwindenden Einnahmen aus ihren Buchtantiemen, springt die alleinlebende, beliebte Kinderbuchautorin Pamela Lyndon Travers über ihren Schatten und reist in die Höhle des Löwen nach Hollywood, um sich persönlich davon zu überzeugen, daß ihre Mary Poppins bei der geplanten Verfilmung durch Walt Disney Pictures in guten Händen ist. Über äußerst amüsante Wortgefechte mit den Kreativen um Onkel Walt versucht Travers, die Ehre ihrer Buchheldin zu retten. Nebenher zwingt die erneute Beschäftigung mit der Geschichte ihrer erfolgreichsten Figur Travers auch zur Konfrontation mit ihren schwerwiegenden Kindheitstraumata. Nach und nach beginnt Travers, sich für Disneys lebensfrohe Weltsicht zu erwärmen.

Erwartungsgemäß läßt die Disney-Variante dieser Begegnung ihren Überpapa Walt keine Sekunde in zweifelhaftem Licht dastehen. Und natürlich ist es Disney, der Miss Travers läutert und nicht umgekehrt. Andererseits ist die eingebaute Eigenwerbung inklusive Knuddelszene mit einer mannsgroßen Micky Maus so durchschaubar, daß man sich auf die angenehmeren Dinge konzentrieren kann: auf die exzellente Ausstattung, die sehr gute Besetzung und insbesondere die charismatische Hauptfigur, der Emma Thompson eine herrlich verschrobene Liebenswürdigkeit verleiht. Im Gegensatz zum aus „Mary Poppins“ vielzitierten Löffel Zucker, mit dem die Medizin leichter runtergeht, fungiert Thompson hier sozusagen als dringend benötigter Löffel Bitter, mit dem die zuckersüße Mischung aus Komödie und Selbstfindungsdrama zu schlucken ist. Wohl bekomm’s!

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...