Originaltitel: SAW 2
USA 2005, 95 min
FSK 18
Verleih: Kinowelt
Genre: Horror, Killer
Darsteller: Donnie Wahlberg, Shawnee Smith, Tobin Bell, Glenn Plummer, Dina Meyer
Regie: Darren Lynn Bousman
Kinostart: 09.02.06
Hartnäckig hält sich der Spruch, jede denkbare Geschichte sei bereits in Filmform erzählt worden, weshalb das Kino an sich ein einziges Remake sei. Allerdings vergessen Verfechter solcher Argumentation, daß es nicht bloß auf das "Was?" ankommt, sondern auch die Frage nach dem "Wie?" eine wichtige Rolle spielt. Genau deshalb war SAW Anfang letzten Jahres trotz seines dürren Plots eine kompromißlose Genre-Revolution, welche für eiskalten Wind im Serienkiller-Segment sorgte. Nun schickt sich der ersehnte Nachfolger an, in diese übergroßen Fußstapfen zu treten – und besteht.
Da die Ereignisse im Vorgänger als bekannt vorausgesetzt werden, gibt es gleich zu Beginn statt langwieriger Einführungen ein hammerhartes Eigenzitat. Willkommen in Jigsaws Welt, wo man zwischen Selbstverstümmelung und Tod wählen darf! Dann folgt allerdings eine Wende, welche nicht jedem Fan gefallen dürfte. Der Polizei gelingt es nämlich, den Killer dingfest zu machen. Damit gerät das erwartete und seitens der US-Werbetrommeln auch ausgerufene Schlachtfest mehr denn je zum Psychoduell, da Jigsaw acht Menschen in einem Haus gefangen hält. Diese haben zwei Stunden Zeit, sich den Ausgang zu errätseln, ehe sie ein Gift tötet. Unter ihnen befindet sich der Sohn von Detective Matthews, welcher auf einem Monitor zusehen muß, wie das Grüppchen gegen die tickende Uhr kämpft.
Abgesehen von wenigen Konstanten (unter anderem ist Amanda, Überlebende des Originals, wieder dabei) haben beide Filme also nicht viel miteinander zu tun. Nein, SAW 2 setzt neue Akzente. So bekommt Jigsaw breiteren Raum zur Entfaltung und verteilt (un)dankbar verbale Hiebe in diverse Weichteile: "Ich bin Krebspatient. Sie können mir nicht noch mehr Schmerzen zufügen." Solcherlei Brocken werden mit unversöhnlicher Regelmäßigkeit ausgewürgt und grinsen häßlich zum Publikum. Bemerkenswert zudem, daß die obligatorischen Sadismen auf übermäßige graphische Gewaltdarstellungen verzichten, aber trotzdem heftiger als zuvor ausfallen. Wer sich beispielsweise während einer höchst krassen Auslegung des "Häschen in der Grube"-Motivs nicht entnervt im Kinosessel verkrallt, sollte dringend seine Psyche hinterfragen.
Letztlich zieht SAW 2 blanken Terror bloß partiell aus krassen Bildern und folgt parallel dazu einer gleichsam effektiven wie zynischen Formel: Vom Glück begünstigte Gefangene sterben recht schnell am Nervengas. Bedauernswertere Teilnehmer müssen spielen. Echte Pechvögel werden dagegen von ihren Leidensgenossen attackiert. Denn das wirklich Zersetzende an diesem bitterbösen Sequel stellt die entlarvende Konsequenz dar, mittels derer Jigsaw das Innere seiner Opfer nach außen kehrt. Derart gnadenlos, vielleicht gar abartig, aber auf jeden Fall extrem spannend hat selten ein Film die menschliche Natur analysiert.
Da verzeiht man locker die etwas mißlungene, weil früh zu ahnende Überraschung im Finale. Eigentlich ist sie ob ihrer – natürlich – deutlichen Ankündigung einer weiteren Fortsetzung auch unnötig, denn nach SAW 2 sind alle offenen Fragen des Vorgängers beantwortet, der (Teufels-) Kreis hat sich geschlossen, es kann nur schlechter kommen. Bitte, keinen dritten Teil!
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...