Originaltitel: SAW 4
USA 2007, 95 min
FSK 18
Verleih: Kinowelt
Genre: Horror, Killer
Darsteller: Tobin Bell, Costas Mandylor, Betsy Russell, Lyrig Bent, Scott Patterson, Donnie Wahlberg
Regie: Darren Lynn Bousman
Kinostart: 07.02.08
Es ist mittlerweile fast schon Tradition: Immer im Februar läßt uns Jigsaw dabei zusehen, wie seiner Meinung nach für ihre Existenz undankbare Menschen grausam unter Beweis stellen müssen, ob sie Überlebenswillen besitzen. Kenner des dritten Teils durften allerdings Zeuge sein, wie unser Lieblingspsychopath am Ende das Zeitliche segnete, was ein weiteres Sequel unmöglich macht. Oder?
Ja, Jigsaw liegt zu Beginn von SAW 4 auf dem Obduktionstisch, der Pathologe verrichtet seine magenprüfend detailfreudig dargebotene Arbeit. Aber sensiblen Gemütern sei Entwarnung erteilt – wer sich während dieser Sequenz nicht in seine Popcorntüte erbricht, hat das Ärgste schon überstanden. Anders als der allerlei verstörende Foltereien auffahrende Vorgänger, welchen man zum besseren Verständnis übrigens nochmals ansehen sollte, setzt SAW 4 nämlich in geringerem Umfang auf Brutalität en masse, obwohl natürlich erwartungsgemäß einiges Blut fließt, ausgestochene Augen sowie abgerissene Gliedmaßen inklusive. Vielmehr schafft es das Drehbuch hier ohne größere Gewaltexzesse, eine runde Geschichte zu präsentieren, gar eine Steigerung in Sachen Handlung zu bieten.
Dem aktuellen Trend folgend erfahren wir, wie Jigsaw vom liebenden Gatten zum geistig derangierten Moralapostel mutierte, was seiner Ehefrau Jill mittels Rückblenden endlich Leinwandzeit einräumt. Doch ihre Katzenaugen dürfen zugleich auch im Jetzt funkeln, da sie parallel unter Verdacht steht, viel über das Verschwinden dreier Ermittler zu wissen. Einer davon, Commander Rigg, wurde auserkoren, in Jigsaws letztem (?) Spiel die Hauptrolle zu übernehmen. Nur 90 Minuten Zeit bleiben ihm, sämtliche Aufgaben zu erfüllen, seine Kollegen zu retten, dabei aber die eigene Integrität in Frage zu stellen und schlimmstenfalls mehr oder weniger unschuldige Leben zu opfern ...
Um diese neuerliche Fortsetzung goutieren zu können, sollte man fraglos manches akzeptieren. Neben dem gemäßigten Gore-Gehalt müssen Fans beispielsweise viel Inhalt komprimiert auf bloß anderthalb Stunden erwarten, woraus ein insgesamt recht komplizierter, teilweise hektischer Plot resultiert. Außerdem mangelt es an Identifikationsfiguren, da sich hier eine Gruppe Protagonisten das Geschehen teilt. Und schließlich dürfte die erste von zwei Pointen, welche den Weg für Episode 5 ebnet, als schwächste der Serie gelten.
Den Spaß am sadistischen Spiel kann all das aber trotzdem nicht verderben: In Betsy "Jill" Russells Ausstrahlung möchte man(n) sich zukünftig gern länger sonnen, Jigsaws Werdegang wirkt weitaus interessanter als bei ähnlich gelagerten Werken wie zuletzt HALLOWEEN, und besondere Erwähnung verdient auch der Handlungsstrang um Rigg. Er zahlt nicht nur auf höchst zynische, sondern auch angenehm unvorhersehbare Weise Lehrgeld, wobei sein persönliches "Game Over" zwar sicher keinen Fortgang ermöglicht, dafür jedoch praktisch die Quintessenz der gesamten bisherigen Quadrologie widerspiegelt, somit noch mehr denn je einen Bogen zum revolutionären Original schlägt – und das befürchtete Retorten-Blutbad selbst ohne Jigsaws direkte Anwesenheit erneut weiträumig umrundet.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...