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Schändung

Brenn’, Däne, brenn’!

Von hoch oben kommen sie her, all die beliebten Kommissare. Wo es sich trefflich lebt, läßt sich wohl am besten von niedersten Instinkten künden. Wie zum Hohn scheinen Buchautoren und deren engste Vertraute, die Filmregisseure, alle empirischen Studien zur Zufriedenheit des nord-europäischen Bürgers ad absurdum führen zu wollen. Erste Plätze weltweit? Schön, aber hinter den dünnen Mauern unserer Wochenendhäuser lauert das Unheil, in den finsteren Gassen unserer Groß- und Kleinstädte der Meuchelmord! Und die Keller erst! Wenn wir sie nicht sofort lüften, dann später bestimmt. Dann, wenn Mørck übernimmt!

SCHÄNDUNG ist der zweite Film nach dem zweiten Buch von Jussi Adler-Olsen. ERBARMEN war der erste, und die deutschen Einwort-Namen der drei nächsten sind dem Krimifan längst vertraut. Vizekriminalkommissar Carl Mørck und Kollege Assad haben eine Assistentin bekommen, die ihnen beim Durchforsten von eigentlich aufgeklärten Fällen hilft. Mørck ist genauso kaputt wie am Beginn, raucht wie in den 70ern Kette, vernachlässigt sich und seinen pubertierenden Sohn, bekommt dafür im Alter keine bleibenden Lachfalten.

Was er allerdings schon bald bekommt, ist der nächste Fall. Auf der Flucht von einer lästigen Betriebsfeier fängt ihn ein Mann ab, redet krude anmutendes Zeug von Briefen und Thomas und Marie, um bald darauf in einer blutrot gefärbten Badewanne zu liegen. Hätte Mørck besser mal hingehört gestern Abend!

Thomas und Marie werden das Kopenhagener Sonderdezernat Q schwer beschäftigen. Es waren die Kinder des Mannes, eines Ex-Polizisten, erstochen im Alter von 20. Einen Täter gab es damals auch, der für fünf Jahre in den Knast gesteckt wurde und seit Entlassung ein unspektakuläres Leben als Wertpapier-Transakteur und Oldtimerbastler führt. Als Mørck und Assad bei ihm aufkreuzen, kommt eine Spirale in Gang, aus deren stetig beschleunigter Bewegung immer mal wieder Figuren auftauchen und herausfallen – reiche Säcke, einflußreiche Anzugträger, eine verwirrte Frau mit finaler Erfahrung im Zündeln. Mittendrin Mørck, der keine Schramme scheut.

SCHÄNDUNG hat mehr Kinoqualität als der Vorgänger, erledigt – trotz einiger wiederum unschlüssiger Wendungen – seine Handlungs- und Zeitsprünge elegant, reizt das Duo Mørck/Assad mit Blick auf die Zukunft nicht vollends aus. Solide Kost also, jedoch noch immer weit entfernt von einst plakatierter „Sensation“.

Originaltitel: FASANDRAEBERNE

DK 2014, 120 min
FSK 16
Verleih: NFP

Genre: Thriller, Literaturverfilmung

Darsteller: Nikolaj Lie Kaas, Fares Fares, Pilou Asbæk

Regie: Mikkel Nørgaard

Kinostart: 15.01.15

[ Andreas Körner ]