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Schatzritter

Auf gescheiterter Mission

Eben war das Leben des 4jährigen Jeff noch in Ordnung, hat ihm Mama doch die Geschichte von Melusina erzählt. Selbige ist eine vom Galan verratene Nixe und dazu verdammt, alle sieben Jahre für genau sieben Tage auf der Erde zu wandeln. Findet ein tapferer Ritter ihren Schatz, lockt Befreiung. Da klingelt’s an der Tür. Mutti drückt Jeff ein Amulett in die Hand und fordert ihn auf, sich zu verstecken. Licht blitzt, Mami fällt tot zu Boden. Ja, so beginnen heutzutage Kinderfilme!

Sieben Jahre später. Jeff verbringt mit seinen Kumpels die Sommerferien in der eigenen Burg. Da sitzt plötzlich Melanie am Fluß rum, stellt sich als Archäologin vor. Sie trägt zu Klimperwimpern mittelalterliche Gewänder, planscht mit den Füßen im Wasser und enthüllt, exakt eine Woche zu bleiben. Jeder halbwegs clevere Kurze würde jetzt sogleich Assoziationen ziehen, aber vier Drehbuchautoren sprechen dem juvenilen Zuschauer alle Intelligenz ab und posaunen es gefühlt 12x heraus: Melanie = Melusina! Folgerichtig schreiten, weil die dämlichen Erwachsenen ja bisher – also über den Daumen 150 Jahre lang – versagten, unsere wiederum superklugen, gar alte Sprachen beherrschenden Freunde zur Erlösung des Märchenwesens, was ein finsterer, durch auffällige Schminktechnik sofort als Bösling identifizierbarer Mann in Schwarz verhindern will.

Ächz. Wir reden jetzt nicht von unzähligen Anschlußfehlern und beherzten Ausbrüchen à la „Halt Dein Maul!“ oder „Scheiße!“, sondern sehen das Ganze aus Kinderjury-Sicht des sechsten Fünf Seen Filmfestivals. Dort gewann SCHATZRITTER den Kinderfilmpreis, unter anderem wegen spannender Handlung, unglaublich natürlich sprechender Darsteller sowie der guten Kameraführung. Das offizielle Siegerfoto spricht hingegen Bände: Während die Macher einander im Grinsen überbieten möchten, versuchen drei strategisch günstig plazierte Sprößlinge des Ko-Produzenten, den Betrachter mit Blicken zu morden beziehungsweise wirken arg derangiert. Sie haben wohl zielsicher erkannt, was ihnen da wirklich vorgesetzt wurde: eine hundsmiserabel synchronisierte, lustlos gespielte, überraschungsfreie und auf biederstem TV-Niveau abgelichtete Nachwuchsquälerei, aus deren Zelluloidmetern es jederzeit stiebt und mufft. Wie sehr sie ihr aufgewecktes Publikum mal wieder unterschätzt und für dumm verkauft, setzt dem Rundum-Ärgernis schließlich seine Krone auf.

D/Luxemburg 2011, 93 min
FSK 6
Verleih: Farbfilm

Genre: Kinderfilm, Abenteuer

Darsteller: Alexandra Neldel, Clemens Schick, Anton Glas, Thierry Koob

Regie: Laura Schroeder

Kinostart: 30.08.12

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...