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Schock

Arzt am Abgrund

Einer jungen Frau im „Asia-Paradies“ geht’s nicht gut, ihr Zahn muß raus. Arzt Bruno kommt vorbei, entfernt den Übeltäter vor Ort. Später wird die namenlose Prostituierte sterben, erneut stellt Bruno keine Fragen, sondern hilft, sie wegzuschaffen. Blickt dabei vielleicht noch etwas gequälter. Unverhofft offeriert eine klirrend gefühlskalte Anwältin (Anke Engelke von Eis umgürtet: echte Brillanz), illegal die Therapie eines leukämiekranken Kriminellen fortzuführen; er sagt zu. Und hätte es besser bleiben lassen.

Gangster aus Deutschland? Eventuell denkt man voller schrecklichen Entsetzens sofort an CHIKO, ebenfalls mit Denis Moschitto in protagonistischer Position, darf den Unfug jedoch gleich wieder vergessen. SCHOCK zeigt Moschittos gereifte mimische Qualitäten, überzeugt ansonsten durch brachiale Bezwingung und ohne pseudocooles Gestammel. Daß die ungelenken Actionszenen eher an Schießbude inklusive entsprechender Figuren erinnern, sei einfach geschenkt.

Weil’s kaum wichtig ist, wenn Moschitto auch als Co-Regisseur/Autor Klasse beweist, zarte Melancholie aus nächtlichen Metropolenbildern kitzelt, wofür dem ständig gehetzten Bruno jeder Nerv fehlt, irgendwo zwischen Hippokratischem Eid, schmutzigen Händen und Risiken fürs eigene Überleben taumelnd, nur seine Schwester gewährt ihm Momente temporärer Ruhe. Trügerisch allerdings, der Schwager zieht ihn richtig tief rein. Mittendrin fährt eine Szene (Waschbecken!) beim Zuschauen bis in die Füße, kann aber bloß Vorbotin eines Finales sein, welches den ewig sinnlosen Gewalt-Gegengewalt-Kreislauf lostritt, Bruno das Wenige nimmt, was ihm blieb, und pures großes Kino atmet.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...