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Schöner leben

... dazu trägt dieser Film eher nicht bei

Das digitale Kino ist Fluch und Segen zugleich. Auf der einen Seite freut sich die Branche, daß es jetzt ganz einfach und billig ist, einen Film zu produzieren. Andererseits denkt aber niemand darüber nach, was diese "Jeder kann ein Regisseur sein"-Mentalität mit sich bringt. Eine Zunahme an wackeligen Handkamerabildern zum Beispiel - und Filme, wie diesen.

SCHÖNER LEBEN verquickt sechs Berliner Geschichten miteinander, sechs einsame Seelen, die aus ihrer Lethargie gerissen werden. Da ist die alleinerziehende Mutter Elke. Abgebrannt und mittellos versucht sie ihren beiden Kindern wenigstens am Heiligabend etwas bieten zu können, doch die kriegen stattdessen nur den Druck ab, der auf ihr lastet. Der Schauspieler Alwin wohnt mit seiner Freundin in einem Wohnwagen und hofft auf die große Rolle, die niemals kommt. Der U-Bahnfahrer Otto kann seine vergangene Liebe nicht loslassen, bis ihm die äußerst gesprächige Sieglinde ins Cockpit gesetzt wird. Am Weihnachtsabend soll es außerdem zum Treffen von Vater und Sohn kommen, doch der Alte ist abgebrannt, und der Junge hat keine Zeit für ihn. Schließlich lernen wir noch den von Depressionen um seine verflossene Liebe Maria gepeinigten Joseph (sic!) kennen. Sie alle treffen sich (natürlich) auf halbem Weg in Ottos U-Bahn, wo der große Lebenswandel vonstatten geht.

Umrahmt wird dieser Selbstfindungsprozeß von zwei nervigen Radiomoderatoren, die über einen als Weihnachtsmann verkleideten Ladendieb philosophieren. Diese Klammer soll die einzelnen Fäden zusammen halten, was dem Autor und Regisseur Markus Herling selbst nicht gelingt. Der inszenierte zuvor 30 Folgen "Gute Zeiten, schlechte Zeiten", was sich deutlich in der Dramaturgie seines Kinofimes niederschlägt. Auch hier herrscht Soap-Niveau und Realitätsfremde, wo man nur hinsieht.

Ab und zu gibt es sie aber doch, die kleinen poetischen Momente, wenn sich Herling zurückhält und Kameramann Peter Steuger das verschneite Berlin einfängt. Dann vergißt der Film seinen verzweifelten Ehrgeiz, SHORT CUTS oder MAGNOLIA sein zu wollen. Bis das Radio wieder quäkt und uns in die schnöde Scheinrealität zurückholt ...

D 2007, 104 min
Verleih: Farbfilm

Genre: Episodenfilm, Drama

Darsteller: Karin Düwel, Klaus Gehrke, Hans Klima, Pasquale Aleardi, Aisabella Parkinson, Andreas Günther, Max Herbrechter

Regie: Markus Herling

Kinostart: 20.12.07

[ Lars Tunçay ]