Es ist wie so oft. Da hat man einen, vielleicht den ersten Film gesehen (in diesem Fall SCHULTZE GETS THE BLUES), und denkt schon, in diesem läge eine gewisse Verläßlichkeit, die den nächsten erahnen läßt, aber nein! Alles kommt anders.
Michael Schorrs neue Geschichte ist angesiedelt im Dreiländereck von Deutschland, Polen und Tschechien, und dort hat der agile Frank Schröder Großes vor. Als Assistent des amerikanischen Investors Gregory fühlt er sich dazu berufen mit dem Unternehmen "Lagunenzauber", einem künstlichen Tropenparadies, den Fortschritt in seine Heimat zu katapultieren. Blühende Landschaften sollen dort entstehen, wo ein Tagebaurestloch in die frostige Ödnis gähnt und aussieht, als wolle es in Ruhe gelassen werden.
Ähnlich phlegmatisch drauf ist die Tauchritzer Dorfgemeinschaft samt Schröders Familie, und auch bei den zu begeisternden Nachbarn scheint es nicht besser bestellt. Der polnische Ingenieur Krukovsky fühlt sich übermannt von der neuen Technik und findet alles "schwierig", der tschechische Kollege fürchtet die Konkurrenz für seinen eigens bestellten Golfplatz. Dennoch scheint Schröders Enthusiasmus Früchte zu tragen, und ein Empfang für den segensreichen Geldgeber steht ins Haus. Dummerweise zeigt sich dieser nur von einem Ansinnen geleitet, der Jagd nach Wölfen. Wo die aber hernehmen?
Michael Schorr erzählt diesmal keine Geschichte, hantiert vielmehr mit Episoden und einer stattlichen Anzahl von Figuren, deren Charakterzeichnung gerade mal dem populären Witz genügt, mit dem sein Film augenscheinlich unterhalten will. SCHRÖDERS WUNDERBARE WELT ist nur eine Folge von mehr oder weniger spaßigen Szenen, deren Bilder immerhin sehr genau und detailfreudig ausstaffiert sind. Vom Spaß schließlich bleibt wenig Freude, wenn man über hier banalisierte Ressentiments nachdenkt oder über harmlose Tölpel beim "Kameradschaftsabend Freies Schlesien".
Daß Schorrs zugrunde liegendes Thema die Vielgestaltigkeit vorhandener Grenzen ist, geht im Klamauk unter. Ein einprägsames und zugleich metaphorisches Bild im Film ist das von einem Kreisverkehr. Und der führt, wo man sich auch hinwendet, ins Nichts.
D 2006, 114 min
Verleih: alpha medienkontor
Genre: Tragikomödie
Darsteller: Peter Schneider, Karl-Fred Müller, Gitta Schweighöfer
Regie: Michael Schorr
Kinostart: 31.05.07
[ Jane Wegewitz ] Für Jane ist das Kino ein Ort der Ideen, ein Haus der Filmkunst, die in „Licht-Schrift“ von solchen schreibt. Früh lehrten sie dies Arbeiten von Georges Méliès, Friedrich W. Murnau, Marcel Duchamp und Man Ray, Henri-Georges Clouzot, Jean-Luc Godard, Sidney Lumet, Andrei A. Tarkowski, Ingmar Bergman, Sergio Leone, Rainer W. Fassbinder, Margarethe v. Trotta, Aki Kaurismäki und Helke Misselwitz. Letzte nachhaltige Kinoerlebnisse verdankt Jane Gus Van Sant, Jim Jarmusch, Jeff Nichols, Ulrich Seidl, James Benning, Béla Tarr, Volker Koepp, Hubert Sauper, Nikolaus Geyrhalter, Thierry Michel, Christian Petzold und Kim Ki-duk.