• Meinungen

Secret Society

Verschwörung der schweren Frauen

Stabil gebaut, leicht moppelig, etwas kräftiger geraten? Nein, sagen wir es rund heraus: Daisy ist dick. Und bei all den Kränkungen, die sie von Nachbarn und nörgelnder Mutter einstecken muß, ist es nicht verwunderlich, daß sie ihrem Ehemann Ken in dankbarer Treue ergeben ist. Denn der im Vergleich mager zu nennende Angetraute scheint sie tatsächlich und aufrichtig zu lieben. Als Ken jedoch seinen Job verliert, muß die verschüchterte Daisy das schützende Heim verlassen und Geld verdienen.

Am Fließband einer Konservenfabrik kann sie ihre ausufernde Silhouette und das runde Gesicht unter Kittel und Haube verbergen, doch zu spät: eine von der Chefin angeführte Gruppe korpulenter Damen hat sie und ihre Pfunde bereits erspäht und Großes mit ihr vor. Daisy wird Sumo-Ringerin.

Ungeteilte Sympathie wird der wunderbaren Hauptdarstellerin Charlotte Brittain entgegen schlagen, die lasziven Sex-Appeal, Schüchternheit und endlich verwegene Entschlossenheit überzeugend miteinander verbindet. Doch leider hat sie gemeinsam mit ihren Schauspielerkollegen nicht nur gegen eine verstörende deutsche Synchronisation zu kämpfen, in der das Skript knistert und raschelt, sondern auch mit einem reichlich an den Haaren herbeigezogenen Komödienkonstrukt, in dem die Lacher oft mühsam herbeizitiert sind. So kann man der Idee, die schweren Damen als eine Art Geheimbund auftreten zu lassen, den Witz nicht völlig absprechen, zumal vor allem in Nachmittags-Talkshows die Angst gepflegt wird, Dicksein sei ein fieser Angriff auf die allgemeine Volksgesundheit. Wenn sich dieser hintergründige Scherz aber in der Ufo-Gläubigkeit und Alien-Paranoia des Gatten Ken manifestiert, ist’s eben mehr trashig als lustig.

Leider büßt auch der Sumo-Showdown durch lange Vorbereitung und mitgelieferten komödiantischen Rechenweg erheblich an Charme ein: Hier hätten gestandene Turnierkämpfer wie Stallone oder Van Damme wirklich blaß werden können!

[ Sylvia Görke ]