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Seitensprünge in New York

Hörspielkino als Schlaftherapie

Tommy trennt sich von seiner Freundin, weil sie keine Babies will, er trifft im Videoladen die attraktive Lehrerin Maria, die sich von ihrem Musikergatten Ben scheiden ließ, der jetzt in die süße Kellnerin Ashley verliebt ist, welche wiederum eine Affäre mit dem sehr viel älteren Zahnarzt Griffin hat, der hingegen mit der Wohnungsmaklerin Annie verheiratet ist, die ihrerseits den anfangs erwähnten Tommy bei einer Hausbesichtigung kennenlernt. Zwischendrin plaudert Tommys schleimiger Freund Carpo noch aus dem Nähkästchen über seine 500 Frauen, und damit wäre der Reigen perfekt. Beziehungschaos in New York? Wenn es denn so wäre!

Um es mit den Worten der betrogenen Ehefrau Annie zu sagen: "Wir machen unser Leben mit Sex kompliziert. Denn eigentlich haben wir hier in Manhattan keine Probleme." Recht hat sie, schließlich geht es um mehr oder weniger sorglose Yuppies mit schicken Wohnungen und tollen Klamotten. Und sie reden ununterbrochen! 107 Minuten lang wird über Liebe, über Sex gesprochen! Lieber Herr Burns, warum dann edles Filmmaterial verschwenden, wenn ein Hörspiel die gleiche Wirkung gehabt hätte? Hat sich da jemand in der Branche geirrt? Dafür wurde das Kino beileibe nicht erfunden. Und was soll die Spielerei mit pseudodokumentarischem Stil?

New York ist unwichtig, SEITENSPRÜNGE könnte sich ebenso uninteressant in Pasewalk oder Castrop-Rauxel ereignen, dümmliche Statements á la "Geh raus und laß dich flachlegen!" sind nirgendwo zu Hause. Die zahlreichen prominenten Darsteller schuldeten Edward Burns mit Sicherheit einen Gefallen, anders ist ihre Anwesenheit nicht zu erklären. Burns ließ sich nicht lumpen und übernahm für das humoristische Ödland gleich Regie, Drehbuch und Hauptrolle. Hätte er doch mal bei Kollegen reingeschielt, da haben sich schon einige mit New York, Skurrilitäten und Beziehungen befaßt!

Gelegenheit hat er schon bald, wenn Woody Allen seinen neusten Neurosen-Streich HOLLYWOOD ENDINGS vorstellt. In dem geht es übrigens um einen indisponierten Regisseur. Wie passend ...

[ Roman Klink ]