Originaltitel: SELF/LESS
USA 2015, 116 min
FSK 12
Verleih: Concorde
Genre: Thriller, Science Fiction
Darsteller: Ryan Reynolds, Natalie Martinez, Matthew Goode, Ben Kingsley
Regie: Tarsem Singh
Kinostart: 20.08.15
Woran denkt man wohl zuerst, wenn die Sprache auf Regisseur Tarsem Singh kommt? Nun, vermutlich die – THE FALL streckenweise ausgenommen – dünnen bis inexistenten Stories seiner Filme, deren visuelle Opulenz den Mangel geschickt tarnt, siehe THE CELL oder KRIEG DER GÖTTER. Nun probiert’s der Mann praktisch mal umgedreht, beschränkt die üblichen optischen Spielereien auf ein wenige Visionen betreffendes Minimum in zwar immer noch kinotauglichen, aber nicht erschlagenden Bildern und versucht parallel, inhaltlich zu punkten. Ob’s gelingt?
Wir antworten unten, zunächst eine Zusammenfassung, worum es geht: Um Damian, todkranker älterer Mann, schwerstreich, welcher es sich leisten kann, das Bewußtsein in einen gesunden Körper transferieren zu lassen. Nunmehr jung, knackig und fidel, wird nicht nur dem ehemals Sterbenden bald klar, daß hier was absolut faul ist. Die bereits angesprochenen Halluzinationen weisen auf frühere Ereignisse hin, es gilt plötzlich, das gerade erst wieder gewonnene Leben zu verteidigen, denn „Death Has Some Side Effects.“
Was Singh elegant, souverän, spiralförmig auf das Auge des Tornados hindrehend, immer schnurrend wie ein Uhrwerk inszeniert. Angerechnet sei ihm außerdem, daß er in hiesigen Zeiten, wo sich gehypte Horrorfilme oder der neue TERMINATOR-Teil als weichgespülte Familienwochenendevents entpuppen, zwar keine übermäßig brutalen Knüppeleien auspackt, aber ebenso wenig den vermeintlich kassenträchtigen Schongang einschaltet. Wenn zweckdienlich Knochen sicht- und hörbar knacken müssen, noch dazu aus erfrischend unverhofft heiterem Himmel, dann passiert’s halt, Ende der Diskussion. Ein reizvoller Kontrast zu schönen Vater-Tochter-Szenen.
Insgesamt buchstabiert sich „Originalität“ angesichts der aus bekannten Versatzstücken gebastelten Handlung zwar eigentlich trotzdem anders, außerdem fehlt eine wirklich eigene Regisseurs-Handschrift; läßt man dies indes außen vor und sieht SELF/LESS vielleicht gar als Filmdebüt eines runderneuerten Singh, verdient es sich allemal das Prädikat „Sehenswert.“ Unter anderem auch deshalb, weil Ryan Reynolds seinen mit BURIED – LEBEND BEGRABEN gestarteten und bei DIE FRAU IN GOLD sowie vor allem THE VOICES weitergegangenen Weg kontinuierlich fortsetzt. Konkret den vom allerlei Rollen optisch aufpeppenden „Sexiest Man Alive“ hin zum facettenreich agierenden Schauspieler.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...