Originaltitel: SHANE
GB/Irland 2020, 130 min
FSK 12
Verleih: Neue Visionen
Genre: Dokumentation, Musik, Biographie
Regie: Julien Temple
Kinostart: 19.08.21
In Tipperary wuchs er auf, der kleine Shane, in einem Sozialbiotop, das irischer nicht sein konnte. Das heißt, man war arm, aber patriotisch. Katholisch und doch auch Freigeist (Shane: „Ich wurde jedes Mal so high, wenn ich die Hostie aß.“) Und man besoff sich – an Musik (irischer Musik, versteht sich) und an Unmassen Bier und Whiskey außerdem. Auf daß das schwere Leben leichter werde!
SHANE ist das Porträt des The-Pogues-Frontmanns, des Sängers, Dichters, Säufers Shane MacGowan, der den Irish Folk mit dem Punk vermählte (eine Liebeshochzeit!) und heute im Rollstuhl sitzt. Ein Wrack? Vielleicht. Aber eins, das leuchtet! Julian Temple hat dieses Leuchten eingefangen, hat das Leben des inzwischen 63jährigen MacGowan nachgezeichnet. Die frühen Prägungen, die auch jene der leidvollen irischen Geschichte sind. Die Stationen Irland und England, Suff, Drogen, Strich, Irrenhaus – und dann ein Konzert der Sex Pistols. Ein Erweckungserlebnis, auf das die glücklichen Anfangsjahre mit den Pogues folgten und bald der Ruhm, der MacGowan offenbar mehr zusetzte als alle Tiefpunkte zuvor.
Doch sitzt in SHANE sicher ein kaputter, aber mitnichten gebrochener Typ vor der Kamera. Trinken kann er immer noch – und auch wenn die Worte schwer über die Lippen kommen, ist es doch ein Vergnügen, diesen zu lauschen. Sei es über Konzerte im Vollrausch („Wir sind besser nüchtern, aber es macht nicht so viel Spaß“), über die Liebe zur Literatur („Alle Iren lesen, selbst die Analphabeten“), über Kollegen wie Elvis Costello oder Bob Geldof (zu unflätig, um das hier zu zitieren). Und dann ist da ja noch die Musik, kraftvoll und leuchtend, die wirklich wunderbar besoffen macht.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.