Originaltitel: THE SHAPE OF WATER
USA 2017, 123 min
FSK 16
Verleih: Fox
Genre: Drama, Fantasy, Romantik
Darsteller: Sally Hawkins, Michael Shannon, Octavia Spencer, Richard Jenkins, Doug Jones
Regie: Guillermo del Toro
Kinostart: 15.02.18
Waren wir Guillermo del Toro böse wegen MIMIC? BLADE II? PACIFIC RIM? Mittlerer bis großer Käse jedes Werk, klar, aber problemlos ausgeglichen durch CRONOS, THE DEVIL’S BACKBONE, PANS LABYRINTH. Und nun kommt also SHAPE OF WATER, ein Wackelkandidat differierender Couleur, der Artikel fiel im „deutschen“ Titel mal wieder weg, aus Straffungsüberlegungen vielleicht. Mut zur entfernten Szene hätte auch der Erzählung punktuell nicht geschadet, die wirklich wahre Bedenklichkeit verbirgt sich indes tiefer.
Sie beginnt bei der Hauptfigur Elisa, einer verwaisten (!) stummen (!!) Reinigungskraft. Ihr bester und einziger Freund Giles ist ein alter Schwuler – hier weitere aufmerksame Wichtigkeit implizierende Ausrufezeichen einfügen, weil im Amerika Anfang der 60er Homosexuellen ähnlich angewidert begegnet wurde wie Afroamerikanern. Was uns direkt zu Elisas Arbeitskollegin Zelda leitet, man schuftet gemeinsam in einem Labor. Eines Tages die Order, viel Blut aufzuwischen, wobei Elisa es/ihn entdeckt. Ein Experiment, ein Wesen, einen Seelenverwandten …
Dies arrangiert del Toro unter Zuhilfenahme unzähliger Reminiszenzen und Zitate, teils offen, beispielsweise die DER SCHRECKEN VOM AMAZONAS-Hommage betreffend, andernorts versteckter, trotz jeder Anlehnung an irgendwas oder -wen inszenatorisch eigenständig, immer die führenden Fäden angemessen angespannt haltend, dabei schon per se starke Darsteller zu Höchstleistungen auffordernd. Alles gekleidet in gemäldereife Bilder zwischen H. R. Giger, Salvador Dalí sowie lichtdurchfluteten Reklamenervigkeiten damaliger Zeit. Ja, del Toro dirigiert meisterlich, ihm seien sämtliche verfügbaren Preise gegeben und gegönnt – Drehbuch und Film hingegen weniger. Denn so genial der Mann erneut Stimmungen zimmert, sich allein für die audiovisuell-emotional unübertreffliche Kinoflutungssequenz einen Platz im Regie-Olymp sichert, so väterlich belehrend nimmt er das Publikum an die Hand, ohne Unabhängigkeit, eigene Gedanken zu dulden.
Man kann jene Außenseiteroper, welche vier einsame Individuen heldisch verehrt, folglich leicht mögen, sich mehr noch kaum heftigster Sympathie verweigern, weil del Toros überdeutliche Schwarzweißzeichnerei extrem humankorrekt gar keine Kritik erlaubt: Wer es an gerechtem empathischen Zorn pro Kreatur/Elisa/Zelda/Giles mangeln läßt, muß ein herzloser Klotz sein. Mindestens.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...