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Sharkwater

Eine eitle und haarsträubend pseudowissenschaftliche Unterwasser-Show

Nicht erst seit UNSERE ERDE hat es sich rumgesprochen, daß mit Naturfilmen im Kino schöner Reibach zu machen ist. So etwas ruft Dünnbrettbohrer wie Rob Stewart auf den Plan, der sich mit dieser reißerischen sowie pseudowissenschaftlichen Unterwasser-Show sicher auch um das Leben der Haie doch vor allem um die eigene Performance sorgt. Kaum ein Bild, aus dem nicht der Posterboy Stewart blickt, beinahe unerträglich sind die Aufnahmen, in denen er sich Feen gleich beim eleganten Auftauchen ablichten läßt, hochpeinlich gar die heroischen Schilderungen, in denen er sich darüber ergießt, wie knapp er in Costa Rica den korrupten Behörden und dem Gefängnis entkam, und richtig schlimm ist es, wie er als junger Kerl mit einer Beinverletzung am Krankenbett übers Beinahesterben reflektiert. Ja, so einer ist dieser Fotograf und Meeresbiologe, der sich die Rettung der Haie ans Revers geheftet hat.

Was ja an sich eine gute Sache ist, denn anders als barbarisch kann man es nicht bezeichnen wie der Mensch mit dieser schönen Kreatur umgeht. Um Gaumengelüste zu befriedigen, um sich die Taschen zu füllen, manchmal auch nur um den Macho heraushängen zu lassen oder Mittelchen gegen Schlechtwetterlage in der Unterhose herzustellen - die Gründe sind vielfältig und gleichsam dumm, warum Haie dämonisiert und in Millionenzahlen getötet, verkrüppelt und endlos brutal gejagt werden. Dagegen anzufilmen ist nur legitim, aber doch nicht so wie dieser Rob Stewart. Wenn Stewart emphatisch den Mahner raushängen läßt, dann kriegt er diese Heulsusenstimme, wenn er die Brenzligkeit seiner Mission betonen möchte, dann schlägt er einen JohnMcLane-Ton an, damit auch die letzte Reihe merkt, He Is The One, und ohne ihn geht sowieso kaum noch was in den Wassern dieser Welt.

Letztendlich gehen die Aktionen des Missionars Stewart gehörig nach hinten los: sicherlich mystifizieren wir die Jäger der Meere gehörig, doch Stewart tut dies auch, wenn er ihnen die liebenswürdigsten Charakterzüge, die ein Lebewesen nur haben kann, anträgt. Um die Harmlosigkeit der Haie zu untermauern, fährt er - neben Haut an Haut-Kuscheleien mit den eleganten Tieren - an Dämlichkeit kaum zu überbietende Übersichtstafeln auf, denen man entnehmen kann, wie viele Menschen durch Hinrichtungen oder Drogen sterben und wie wenige eben durch Haie. Unschlagbar ist und in Stein gemeißelt gehört der Spruch: "Getränkeautomaten töten mehr Menschen als Haie!" Nicht schlecht, was? Aber Stewart legt gern noch einen drauf und erschöpft sich - nachdem er mal wieder Haijägern an den Kragen wollte - in redundanten Markigkeiten wie "Ich wußte, daß wir in ernsthaften Schwierigkeiten waren."

Ein unsäglich eitler Geck, der nun im Kino davon profitiert, daß die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten ihrem Kultur- und Bildungsauftrag nicht nachkommen oder einfach mal beherzt nein gesagt haben und so etwas wie SHARKWATER gar auf dem Bigscreen verstrahlt werden muß.

Originaltitel: SHARKWATER

Kanada 2006, 90 min
Verleih: Polyband

Genre: Dokumentation, Natur

Regie: Rob Stewart

Kinostart: 17.04.08

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.