Der Film ist handwerklich perfekt, versammelt ein Ensemble überzeugender großartiger Darsteller und erzählt eine spannende, emotionale Geschichte. Letztere ist hier als Fiktion entwickelt, beruht aber auf Tatsachen. Thema ist der kaum mehr als ein Jahrzehnt zurückliegende Völkermord in Ruanda, Schauplatz Kigali.
Michael Caton-Jones hat dort gedreht, viele der Schauspieler und Crewmitglieder sind Überlebende des Massakers, und die Produktion von SHOOTING DOGS wird im Pressetext als ein "ungewöhnlicher Akt der Aufarbeitung und Heilung für die Menschen vor Ort" zitiert. An der Gültigkeit einer solchen Aussage kann gezweifelt werden. Als kritisch und engagiert aber kann der Film gelten, weil er das Versagen der internationalen Gemeinschaft vor Augen führt, welche der UN-Mission die Unterstützung verweigerte und somit Hunderttausende dem Tod auslieferte.
Im Film ist der Belgier Charles Delon mit seiner kleinen Einheit auf dem Gelände einer Schule in Kigali stationiert. Vorsteher der Schule ist Christopher, ein Priester, der seit Jahrzehnten Missionsarbeit in Afrika leistet. Der Dritte im Bunde ist der 25jährige Joe, der erst kürzlich als Lehrer nach Ruanda gekommen ist. In der Nacht vom 6. auf den 7.April des Jahres 1994 bricht der Bürgerkrieg aus, innerhalb weniger Stunden verwandelt sich das Gelände der Schule in ein Flüchtlingslager für Tutsi, und jeder der drei Männer wird - angesichts einer grausamen Realität und inmitten von Chaos - vor harte Entscheidungen gestellt.
SHOOTING DOGS ist nicht der erste Film zum Thema (u.a. HOTEL RUANDA), was ihm die Berechtigung zum aufklärerischen Impetus nicht absprechen soll. Die Grundkonstellation mit drei so unterschiedlichen Hauptcharakteren und deren Entwicklung im Fortlauf der Geschichte ist spannend, und daß dieses Drama zahlreiche Fragen aufwirft, Haltungen zur Disposition stellt und auch anklagt, ist nicht zu widerlegen. Ob der Konzentration auf drei Weiße, läuft der Film jedoch auch Gefahr, daß die sie umgebende Realität nur als Folie wahrgenommen wird.
Daran anknüpfend stellt sich die Frage, ob eine solche Produktion nicht eine weitreichendere Katharsis anstrebt. Eine Heilung für die Menschen nämlich, die weltweit zugeschaut haben.
Originaltitel: SHOOTING DOGS
GB/D 2004, 114 min
Verleih: Timebandits
Genre: Drama, Polit
Darsteller: John Hurt, Hugh Dancy, Dominique Horwitz
Regie: Michael Caton-Jones
Kinostart: 17.05.07
[ Jane Wegewitz ] Für Jane ist das Kino ein Ort der Ideen, ein Haus der Filmkunst, die in „Licht-Schrift“ von solchen schreibt. Früh lehrten sie dies Arbeiten von Georges Méliès, Friedrich W. Murnau, Marcel Duchamp und Man Ray, Henri-Georges Clouzot, Jean-Luc Godard, Sidney Lumet, Andrei A. Tarkowski, Ingmar Bergman, Sergio Leone, Rainer W. Fassbinder, Margarethe v. Trotta, Aki Kaurismäki und Helke Misselwitz. Letzte nachhaltige Kinoerlebnisse verdankt Jane Gus Van Sant, Jim Jarmusch, Jeff Nichols, Ulrich Seidl, James Benning, Béla Tarr, Volker Koepp, Hubert Sauper, Nikolaus Geyrhalter, Thierry Michel, Christian Petzold und Kim Ki-duk.