Originaltitel: BULLET TO THE HEAD

USA 2012, 91 min
FSK 16
Verleih: Constantin

Genre: Action

Darsteller: Sylvester Stallone, Sung Kang, Christian Slater

Regie: Walter Hill

Kinostart: 07.03.13

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Shootout

Die Sache mit den alten Karossen

Der Name klingt blöd, aber blöd kommen sollte man Jimmy Bobo nicht. Ist der doch ein Auftragskiller mit wenig Skrupeln, klarem Kodex und stoischem Gesicht. Das nun gehört Sylvester Stallone, also jenem Kerl, der, gleich dem länger lebenden Totgesagten, es immer wieder zur Leinwandauferstehung schafft. Ein Action-Star alter Dekaden, dessen Erscheinungsbild eine Entsprechung in jenen amerikanischen Straßenkreuzern finden mag, die sich einen Scheiß ums zeitgemäße Design, mithin ums Benzinsparen scheren, sondern groß und auch großkotzig den heutigen Karossen zeigen, was die sind: Kleinwagen für Kleinkarierte.

Stallone jedenfalls verdankt es sich, daß für SHOOTOUT mal wieder Walter Hill im Regiestuhl Platz nehmen durfte. Hill, der als Cutter bei Sam Peckinpah begann und späterhin eine Reihe Filme drehte, die bestens bewiesen, daß er einiges lernte beim wilden Sam, hatte seine Hochzeit im selben Jahrzehnt wie Stallone: also in den 80ern. Und gespannt durfte man durchaus sein, was jetzt aus dieser Zusammenarbeit entstünde. Das Ergebnis nun ist eins, das weder überrascht noch enttäuscht. Die Geschichte vom Killer Bobo, der von seinen Auftraggebern aufs Kreuz gelegt wird, auf selbigem aber nicht nach Luft schnappend liegen bleibt, sondern die obligaten Rechnungen in Blei begleicht, bietet alles, was zu erwarten ist. Ja, Hill kann noch Action, Stallones Oneliner haben Witz, auf der Tonspur jaulen gerne E-Gitarren, und die Nächte glitzern im Neonlichtblau. Ein Film als ganz alte, große Karosse. Welche allerdings in manchen Momenten etwas schwerfällig durch die ausgefahrenen Straßen manövriert, auf denen das Drehbuch nicht jedes Plot-Schlagloch wirklich gut asphaltierte. Ein solches ist etwa Stallones Sidekick. Da muß der idealistische Cop Kwon mit Killer Bobo eine Zweckgemeinschaft eingehen – und das nur, um als kleiner und junger Asiate den klobigen und alten Italo-American in überlegener Größe strahlen und sich selbst mit Sprüchen triezen zu lassen. Ach ja, in Bobos Tochter darf er sich auch noch verknallen. Na ja.

Ursprünglich war Wayne Kramer, der mit RUNNING SCARED den wohl besten, mithin innovativsten US-Gangster-Action-Thriller der letzten zehn Jahre gedreht haben dürfte, als Regisseur für SHOOTOUT vorgesehen. Stallone und Kramer kamen nicht zurecht. Und wer Kramers Arbeiten kennt, mag ahnen, warum. Einfach nicht der Typ, der alte Karossen optisch aufpäppelt. Hill hat das indes ganz gut hinbekommen.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.