Originaltitel: SYK PIKE

Norwegen 2022, 98 min
FSK 12
Verleih: MFA

Genre: Satire, Schräg, Drama

Darsteller: Kristine Kujath Thorp, Eirik Sæther

Regie: Kristoffer Borgli

Kinostart: 23.03.23

2 Bewertungen

Sick Of Myself

Divers in den Abgrund

In Zeiten, in denen Begriffe wie „Gaslighting“ und „toxisch“ trenden, kitzelt Regisseur Kristoffer Borgli ganz geschickt am Ego des Publikums, wenn er behauptet, daß Studien beweisen, daß besonders intelligente Menschen den Humor seines Filmes verstehen. Fühlen Sie sich auch gleich manipuliert?

Signe und Thomas, ein Paar wie aus dem Katalog für Narzißmus, beherrschen das Spiel perfekt. Er ein aufstrebender Künstler, sie seine co-abhängige Muse, sind ständig damit beschäftigt, um den Platz im Mittelpunkt zu kämpfen. Ansonsten fühlt sich die Atmosphäre in ihrer mit Designermöbeln vollgestopften Wohnung seltsam leer an. Die Möbel sind übrigens geklaut und das Material, aus dem Thomas seine Kunst baut. Signe kann seinem wachsenden Erfolg mit ihrem Job in einem Café immer weniger entgegensetzen. Da gibt ihr ein tragischer Unfall, dem sie als Zeugin beiwohnt, plötzlich die Idee: Man muß nur offensichtlich genug krank sein, dann schaut jeder hin.

Borgli läßt Signes „Story“ an der Börse der Aufmerksamkeitsökonomie förmlich explodieren, denn die russischen Pillen, die sie sich beschafft, bescheren ihr Geschwüre, die keiner übersehen kann. Und voilà: Mitgefühl, Besuche von Freundinnen, sogar Zeitungsartikel über ihre mysteriöse Krankheit prasseln auf sie nieder wie eine warme Dusche. Signe will mehr. Und irgendwo ist dieses Paradox auch lustig, daß eine Frau in einer Welt, die immer noch nichts mehr liebt als Schönheit und junge, gesunde Körper, gerade deshalb im Rampenlicht steht, weil sie genau weiß, daß es gerade dran ist, diese Machtstrukturen zu unterlaufen. So reitet sie schamlos auf der Welle der Inklusion und Diversität in den Abgrund.

[ Susanne Kim ] Susanne mag Filme, in denen nicht viel passiert, man aber trotzdem durch Beobachten alles erfahren kann. Zum Beispiel GREY GARDENS von den Maysles-Brüdern: Mutter Edith und Tochter Edie leben in einem zugewucherten Haus auf Long Island, dazu unzählige Katzen und ein jugendlicher Hausfreund. Edies exzentrische Performances werden Susanne als Bild immer im Kopf bleiben ...