Auf den ersten Blick ist es eine dieser ganz üblichen Geschichten von zwei ungleichen Freunden, wobei dem einen alles zufällt, der andere sich ameisenartig durchs Leben mühen muß. Aber schon hier verläßt Alexander Payne die ausgetretenen Pfade, denn irgendwie sind Miles und Jack beide ein bißchen schräg.
Jack, ein kurz vor der Vermählung stehender Schauspieler, der sich erstaunlicherweise für einen unwiderstehlichen Hengst hält und dabei aussieht wie ein Autoverkäufer aus dem Ruhrpott, und Miles, der Weinkenner, verlassene Ehemann und allzu unglückselige Lehrer, der dem Traum vieler seiner Profession nachhängt: vor dem drohenden Selbstmord doch wenigstens ein Buch schreiben ...
Leben in die Bude kommt, als die beiden sich zu einer Reise in das kalifornische Weingebiet aufmachen. Jack will vor der Ehe die Sau noch mal so richtig rauslassen, und Miles, der dropsige Dauermelancholiker, ja was will der eigentlich? Seine Frau zurück!
Daß diese Reise peinlich und chaotisch wird, ist vorprogrammiert, doch sie wird auch in höchstem Maße unterhaltsam. Natürlich findet Payne an seinen Antihelden jede Menge Dusseligkeit, doch er kratzt am Lack und setzt durch zu entdeckende Sehnsüchte, Verletzbarkeiten und jede Menge Mißgeschick auch eine enorme Liebenswürdigkeit frei. Urkomische Sequenzen gelingen ihm, wenn Jack und Miles in das wie üblich etwas gestelzte Ambiente einer Weinverkostung poltern, wenn die Reisenden auf der Flucht vor wütenden Frauen sind, und ihre Freundschaft immer wieder an Jacks Egoismus oder Miles’ cholerischen Ausrastern zu zerbrechen droht.
Nach ABOUT SCHMIDT erzählt Payne eine hochgradig witzige und dabei tiefschürfende Bestandsaufnahme von der Phase im Leben zweier Männer, die glauben, daß die Party bald vorbei ist oder eben noch nicht einmal begonnen hat. Dieses entspannt inszenierte Hin und Her aus Verzweiflung, Hysterie und Torschlußpanik legt Wunden offen und zeigt charakterliche Schlammpfützen auf, offeriert für beide aber letztendlich doch nur eine Möglichkeit: schön locker bleiben.
Originaltitel: SIDEWAYS
USA 2004, 124 min
Genre: Komödie
Darsteller: Paul Giamatti, Thomas Haden Church, Virginia Madsen, Sandra Oh
Regie: Alexander Payne
Kinostart: 03.02.05
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.