Österreich 2017, 104 min
FSK 12
Verleih: Salzgeber

Genre: Drama, Erwachsenwerden, Liebe

Darsteller: Elisabeth Wabitsch, Anaelle Dézsy, Alexandra Schmid, Daniel Prem, Vanessa Ozinger

Regie: Monja Art

Kinostart: 22.06.17

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Siebzehn

Ach, die Sehnsucht!

Den Sprung in den Ernst des Lebens – der nun wirklich irgendwann gelingen muß – bremst Regisseurin Monja Art mit gekonnter Langmut aus, zeigt sie doch die großartige Banalität des ländlichen Teenagerlebens zwischen Dorfdisko und Baggersee. In einem Örtchen in Niederösterreich spielt die Handlung, daher vielleicht ist eine gewisse Gemütlichkeit auch schon impliziert.

Paula lebt dort mit ihrem geistig behinderten Vater, der motzenden Schwester und einer Sehnsucht im Herzen: Charlotte. Allerdings ist ihr Verlangen nicht vordergründig, zielorientiert, eher mäandernd und scheu. Aber die Paula – in all ihrer beiläufigen Souveränität wunderbar dargestellt von Elisabeth Wabitsch – ist eine, die sowieso auf ganz selbstverständliche Weise über den Dingen stehen kann. Zumindest scheint das so. Sie probiert Jungs aus und auch die schrille Lilli, die es mit jedem macht. Dann gibt es noch die Freunde, Klatsch und eine Schwäche für Marcel Proust.

Trotzdem wandern die Gedanken immer wieder zu ihrer Mitschülerin Charlotte, die ihrerseits auch über Paula phantasiert. Wenn da nicht ihre fast spießig solide Beziehung zu Michael wäre, alles so schön geplant für die gemeinsame Reise nach dem Abi. Zukunft, die man einfach mal mitmachen kann. Träge schwebt die Sehnsucht über allem, ein Wust an Möglichkeiten. Und das ganze Leben vor einem. Was machen mit all den Optionen? Oder einfach da bleiben, wo man ist? Warten?

Art, die mit diesem Coming-Of-Age-Drama den renommierten Max-Ophüls-Preis gewann, läßt vieles in der Schwebe, versucht durch „Was wäre wenn?“-Optionen und euphorische Musik-einlagen das Lebensgefühl einer Generation zu spiegeln. Gefühle schlagen Purzelbaum, gefolgt von Langeweile. Das Leben eben, wenn man gerade 17 ist und (fremd-)bestimmt vom Aufruhr der Hormone, Sommerhitze und Schulaufgaben. Es ist angenehm und fast nicht der Rede wert, daß man diesem Film nicht den Stempel „Queer“ aufdrücken will und kann. Sexualität wird in all ihren Facetten einfach erlebt, nicht groß thematisiert und das „Wer mit wem?“-Spiel läuft ohne besonderen Aufhebens in allen Genderbesetzungen. Eine Form des Unprätentiösen, von der wir gerne mehr im deutschsprachigen Film sehen wollen!

[ Susanne Kim ] Susanne mag Filme, in denen nicht viel passiert, man aber trotzdem durch Beobachten alles erfahren kann. Zum Beispiel GREY GARDENS von den Maysles-Brüdern: Mutter Edith und Tochter Edie leben in einem zugewucherten Haus auf Long Island, dazu unzählige Katzen und ein jugendlicher Hausfreund. Edies exzentrische Performances werden Susanne als Bild immer im Kopf bleiben ...