Salzburg findet einfach keine Ruhe: Jetzt ist schon wieder was passiert. Der Schwiegersohn des Festspielpräsidenten liegt tot am Fuße des Mönchsberges und verdirbt blutüberströmt der Schickeria ihren Nachmittagsspaziergang. Seitens der Polizei wird zielsicher Selbstmord konstatiert. Mit dieser Aussage möchte sich die Witwe des Verblichenen allerdings nicht zufriedengeben und beauftragt zwecks weiterer Ermittlungen einen Privatdetektiv – Brenner. Ja, ausgerechnet Brenner! Ein menschliches Wrack, das schon früh vom Karren seiner eigenen Existenz gefallen ist und ohne Kopfschmerztabletten gar nicht mehr leben kann. Als er in der Apotheke schüchtern nach einer Familienpackung fragt, kontert die Drogistin: "Haben Sie denn überhaupt Familie?!"
Doch obwohl niemand recht an Ermittlungserfolge glauben will, findet Brenner heraus, daß der Tote gezielte Vorwürfe gegen die Kirche erhoben hatte. Man munkelt, die Liebe Gottes in Gestalt des Erzbischofs sei zu sehr auf die Knabenkörper des örtlichen Konvikts konzentriert gewesen. Also schleust sich unser Schnüffler selbst dort ein, um Nachforschungen anzustellen. Was ihn in Lebensgefahr bringt, denn wer zu viel über bestimmte hier geschehende Dinge weiß, findet sich ganz schnell in seine Einzelteile zerlegt wieder.
Das ist wunderbar gespielt, schwarzhumorig inszeniert und herrlich blasphemisch angehaucht. Doch zum großen Wurf fehlt trotzdem einige Kraft im cineastischen Arm. Oder besser gesagt: etwas mehr Mut. Nach einem grandiosen Beginn werden nämlich einfach zu viele bereits zu oft gesehene Versatzstücke aus der Thrillerkiste gekramt. Ob nun die Hatz im Parkhaus, der zerstückelte Körper oder auch sonstig gemetzelte Mitwisser – man kennt es zur Genüge und mag sich nicht mehr wirklich dran erfreuen, zumal die Inszenierung alles wirklich Deftige immer behutsam abfedert.
Gerade im Finale zeigt sich dann die Kontraproduktivität dieses Vorgehens: Nach einem brillant bösen Ende, welches an Zynismus kaum getoppt werden kann, mußte noch die Versöhnung Brenners mit dem Leben und der Liebe angepappt werden. Bei aller Sympathie für die Figur ertrinkt dabei endgültig jegliche Originalität in einem Meer aus Sonnenblumen.
Österreich 2004, 110 min
Verleih: Senator
Genre: Komödie, Schräg
Darsteller: Josef Hader, Simon Schwarz, Joachim Król, Maria Köstlinger, Udo Samel, Jürgen Tarrach
Regie: Wolfgang Murnberger
Kinostart: 03.03.05
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...