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Simon

Bestsellerverfilmung mit bewährten Zutaten

Simon ist anders als die anderen. Ist ein Träumer, ein Bücherwurm. Seine Eltern schauen mit Liebe und oft auch Kopfschütteln auf den Jungen. Und während der Vater immer wieder mit Sorge und Unverständnis reagiert, unterstützt und fördert die Mutter die Eigenarten des Jungen. Auch deshalb schafft der es auf die höhere Schule nach Göteborg. Und trifft hier auf Ruben, Sohn eines Buchhändlers. Ein Außenseiter auch er – und bald Simons bester Freund.

„Simon“, der Roman der schwedischen Autorin Marianne Fredriksson, wurde in 25 Sprachen übersetzt, weltweit über vier Millionen Mal verkauft, davon allein in Deutschland rund 800.000 Exemplare. Klar: So sicher wie das Amen nach dem Beten muß ob solcher Zahlen die Verfilmung kommen. Und auch klar: Eine kleine, einfache Geschichte über die Freundschaft zweier Jungen aus verschiedenen Lebenswelten macht noch keinen Bestseller. Nö, da muß mehr rein, damit dann auf Buchdeckeln (und Filmplakaten) etwas stehen kann wie: „Kraftvolles, emotionales Familienepos.“

Kraftvoll emotional wird es hier dann auch. Dank folgender (und seit langem dafür als bewährt erwiesener) Zutaten: Die heißen Zweiter Weltkrieg (der aufzieht und in Folge zu überstehen ist), jüdische Familie in Not (die von Rubens natürlich) und skandinavische Familie (die von Simon), welche moralisch beeindruckend integer handelt, indem sie Ruben bei sich aufnimmt. Die Konflikte, die sich daraus ergeben, sind freilich nicht ohne Spannung und Dramatik. Und auch Lisa Ohlins Film SIMON ist genau das für eine Weile. Spannend und dramatisch, wenn auch gern im Kintopp-Eintopf-Modus. Was erwähnt sei, weil man von schwedischen Filmen gemeinhin ambitionierteres Erzählen gewohnt ist. Daß das hier völlig fehlt, ist einfach erklärt: SIMON ist eine schwedisch-deutsche Koproduktion.

Was aber nicht der Grund dafür ist, daß diese Geschichte ausdünnt. Und zwar ab jenem Zeitsprung, der aus den Kriegs- in die Nachkriegstage führt, die Kinder Simon und Ruben zu jungen Männern macht. Und mit einem zu viel an „kraftvoll Emotionalem“ hantiert. Da wären dann etwa eine traumatisierte KZ-Überlebende als erste Geliebte Simons, dessen Mutter und Rubens Vater in zarter Zuneigung, das sich lüftende, na ja, Geheimnis um Simons „Anderssein“ …

Man kann das fortsetzen. Wichtig aber ist nur das Resultat: Kraftvoll ist das nämlich kaum noch. Dafür überladen und geschmacklich ein wenig Instantprodukt.

Originaltitel: SIMON AND THE OAKS

DK/S/D/Norwegen 2011, 122 min
FSK 12
Verleih: Farbfilm

Genre: Literaturverfilmung, Drama, Historie

Darsteller: Bill Skarsqard, Helen Sjöholm, Jan Josef Liefers, Stefan Gödicke

Regie: Lisa Ohlin

Kinostart: 28.06.12

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.