Originaltitel: SIMÓN DE LA MONTAÑA
Argentinien/Chile/Uruguay 2024, 97 min
Verleih: Cine Global
Genre: Drama
Darsteller: Lorenzo Ferro, Pehuen Pedre, Kiara Supini
Regie: Federico Luis
Kinostart: 27.03.25
Federico Luis läßt seine Figuren im symbolträchtigen Sturm erscheinen. In einer kargen Berglandschaft wirbelt Staub um die Kamera, der Wind pfeift ohrenbetäubend, während sich diese Menschen auf ihrem Weg zur Jesus-Statue auf dem Gipfel kaum noch auf den Füßen halten können. Anscheinend verspricht man sich Heiliges dort oben in lebensfeindlicher Umgebung, wo das Abbild Christi den Himmel berührt, und dann belohnt der beschwerliche Aufstieg noch nicht einmal mit Handyempfang! Luis wählt diese ebenso absurd wie apokalyptisch anmutende Szene als Ausgangspunkt einer besonderen Zusammenkunft.
Simón de la montaña, Simón vom Berg, ist ein junger Mann, der zu einer Gruppe Behinderter stößt und sich bei den Marginalisierten wohlzufühlen scheint. Also gaukelt er selbst eine Behinderung vor, um Zeit mit ihnen verbringen zu können. Ein rebellischer Akt und ein Suchen nach Zugehörigkeit, das schnell für Konflikte und Unverständnis sorgt. Das Darstellen und Aneignen von Behinderung bleibt in diesem Coming-Of-Age-Drama gekonnt und ambivalent in der Schwebe. In wackligen Aufnahmen und akustischen Brüchen, ausgelöst vom Eigenleben eines Hörgeräts, erkundet das Schauspiel seine Grenzen und widerständigen Möglichkeiten. Läßt sich über die Nachahmung tatsächlich ein anderer Umgang miteinander finden? Kann es Hierarchien und Trennungen einreißen?
Schließlich bleiben diese Fragen gerade in ihren charakterlichen Motivationen offen. Vielleicht ein wenig zu offen und eng in seiner Perspektive, um dieses recht vage skizzierte Szenario und Charakterporträt in eine echte erzählerische Grenzüberschreitung zu verwandeln.
[ Janick Nolting ]
Luru Kino: OmU 17:00
Luru Kino: OmU 21:00
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