Originaltitel: SKAGERRAK

DK 2003, 104 min
Verleih: Concorde

Genre: Tragikomödie

Darsteller: Iben Hjejle, Bronagh Gallaher, Martin Henderson

Stab:
Regie: S¿ren Kragh-Jacobsen
Drehbuch: S¿ren Kragh-Jacobsen

Kinostart: 29.04.04

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Skagerrak

Eine fette Weide mit Glücksklee ohne Ende

Skagerrak, so heißt die abgewrackte Autowerkstatt im fernen Glasgow, in der Sophies Traumprinz Ken ölverschmiert an Karossen schraubt. Sophie erzählt oft von Ken, öfter als Marie lieb ist. Aber Marie hört gutwillig zu. Skagerrak, weiß sie, wird immer nur ein Traum bleiben. Marie, die herbe Schöne und Sophie, ihre entenschnablige, augenrollende beste Freundin, sind lose Vögel und komisch Verkorkste, Weltenbummlerinnen, die hart zupacken, noch härter saufen und vor allem immer ganz schnell ihre paar Sachen packen, wenn’s irgendwo nach Heimat zu riechen beginnt. Flugenten haben keine Heimat und keinen Enterich, der’s wert wäre, sich auf eine festzulegen. Flugenten machen immer nur Station. Wo dir ein Vogelschiß die Jacke versaut, da bau dir ein Nest, ein paar Wochen wird das Glück schon reichen.

Doch Vorsicht! Der neue Film vom MIFUNE-Regisseur S¿ren Kragh-Jacobsen wird seine beiden sympathischen Flugenten kräftig rupfen. Doch er wird sie nicht genüßlich ausnehmen und in den Kochtopf werfen. Bei Kragh-Jacobsen, dem heitersten der dänischen Ur-Dogmatiker, geht es, anders als bei Lars von Trier, nie um das große filmische Gleichnis, sondern um die reale Einsamkeit der Flugenten und die Sehnsucht nach Heimat.

Marie wird gegen Geld für fremde Leute ein Kind austragen. Sophie wird sterben. Marie wird hochschwanger durch Glasgow stolpern und Skagerrak suchen und den zauberhaften Ken, um ihm von Sophies Tod zu berichten. Sie wird die Autowerkstatt finden, aber nicht Ken, weil er tot ist, was nicht weiter schlimm ist, weil er kein Traumprinz war, sondern ein fieses Arschloch, wie sich herausstellt. Und wenn man das alles schon weiß, weiß man doch noch gar nichts über diesen Film. Man weiß zum Beispiel noch nicht, daß es sich hier in Wirklichkeit um eine Komödie handelt. Man weiß noch nicht, daß Federn, die vom Himmel schweben, fast immer auf den Nasen von Menschen landen, die ein bißchen Hoffnung nötig haben. Man weiß noch nicht, daß alles Krude hier nicht krud, sondern zuallererst zauberhaft und versponnen ist.

Daß es hinterm Horizont eine Weide gibt mit Glücksklee ohne Ende. Daß alle Wege ins Märchen führen und daß das seit langer Zeit mal wieder nicht schmalzig ist im Kino: Den Reichen die Schlösser, den Armen die Kaschemmen, den Liebenden die ganze Welt. Und diesem wunderbaren Film ganz, ganz viele Zuschauer.

[ Christian Seichter ]