Originaltitel: SKETCHES OF FRANK GEHRY
USA 2006, 83 min
Verleih: Kinowelt
Genre: Dokumentation, Biographie
Darsteller: Frank O. Gehry, Ed Ruscha, Dennis Hopper, Julian Schnabel, Bob Geldof
Stab:
Regie: Sydney Pollack
Drehbuch: Sydney Pollack
Kinostart: 06.09.07
Begehbare, bewohnbare Monumentalskulpturen mit gefalteten Fronten, Treppenschnecken, gekippten, gewölbten, zerfließenden Fassaden, umgeben von Schuppenhäuten aus Glas und Metall oder feenhaft eingesponnen in Maschendrahtzäune. Frank O. Gehry, Stararchitekt kanadischer Herkunft und jüdischer Abstammung, baut, was andere sich nicht träumen lassen. So ist es wohl kein Wunder, daß er unter den Träumern, unter Sängern, Schaupielern und Malern, seine größten Anhänger hat.
Auch Regisseur Sydney Pollack zählt zu Gehrys Freunden - trotz oder gerade wegen seiner offen eingestandenen Ahnungslosigkeit in Sachen Architektur. Was den Bau- und den Filmkünstler verbindet? Vielleicht der Mut, immer wieder von vorn zu beginnen. Pollack zumindest wagt hier mit seinem ersten Dokumentarfilm eine Art Neuanfang. Der Zauber, der ihm innewohnt, ist der des Vorläufigen. Denn in Gesprächen, auf Spaziergängen durch materialisierte Raumträume und Traumräume kommt er nicht nur der Arbeitsmethode des Freundes auf die Schliche. Er macht sie sich auch zu eigen - die Skizze, die in zügigen Strichen angedeutete Idee. Letzte Gewißheiten über Praxis und Theorie von Gehrys Architektur kann und will Pollack damit nicht ergründen. Stattdessen geht er zurück zu den ersten Fragen: Wie hält das? Woraus ist das? Wer bezahlt das? Und was, lieber Frank, meint eigentlich Dein Psychotherapeut?
Besagter Milton Wexler erzählt, wie er seinem später berühmten Patienten aus einer kräftezehrenden Ehe half. Damals hat sie wohl begonnen, die Befreiung von den "gottverdammten" Regeln, mit denen Gehry bis heute hadert. Die Handkamera zeigt, wie solche Befreiungen vonstatten gehen - beim Falten, Drehen und Wenden von Papierkonstruktionen, beim lauten Denken und Verwerfen, begleitet von geduldigen Mitarbeitern, Leimtuben und Scheren.
Die tastenden Bilder und der vertraute Ton unter Freunden machen diesen Film zu einem ungewöhnlich intimen Porträt. Daß dabei der Architekt und nicht die Architektur im Mittelpunkt steht, dürfte vor allem Gehrys Kritiker amüsieren. So maßlos und unverschämt seine Phantasieschlösser sonst ihre Umgebung dominieren, so bescheiden treten sie hier hinter einem Menschen zurück.
[ Sylvia Görke ]