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Sleep With Your Eyes Open

So sei es

SLEEP WITH YOUR EYES OPEN?! Aah, Horrorfilm? Total falsch. Obwohl es um Schreckliches geht, Themen wie Einsamkeit, Entfremdung, Isolation. Gefühle, die gerade Kai erduldet, in Brasilien gestrandete Taiwanesin, deren Ex ihr den Laufpaß gab. Am Handy. Die junge Frau zieht ziellos umher, will sich einfügen. Landet im Schirmladen von Fu Ang. Ganz sachte Näherung, ein Freund? Es regnet leider nicht, das Geschäft schließt. Wieder eine verlorene Verbindungsmöglichkeit. Kai findet Postkarten, Urheberin Xiaoxin taumelte ähnlich konfus durch eine ihr unvertraute Welt. Endlich – ein zarter Halt.

Da könnte man Unsummen in die Titel-Wortspielkasse zahlen, von „verträumt“ sprechen oder „alptraumhaft“ oder „schlafwandlerisch“ oder noch allerlei mehr. Tatsächlich changiert die Atmosphäre, schillert ständig entlang unwirklich Hingetupftem, auf sich selbst zurückgeworfenem Inneren und realistischer Klarheit. Beim aufmerksam belauschten Dialog allerdings herrscht häufig angespanntes Stirnrunzeln: So schreibt kein Autor, geschweige denn das Leben …

Der Flüchtigkeit vieler Szenen schadet’s kaum, sie erhält einen schönen Schwebezustand am Sein, gewachsen aus Entwurzelung, dem Sehnen nach Bodenhaftung, weg vom verwirrenden Status als Zaungast der eigenen Existenz. Zunehmend verortet sich das Geschehen aber auch unstet irgendwo zwischen wahrer Bedeutung, bloßer Behauptung und herbeizitierter Sinnhaftigkeit, wenn etwa Xiaoxin knapp einer fallenden und hernach ausführlich betrachteten Wassermelone entgeht. So lullt das Aufeinanderfolgen und Anschauen dann doch ziemlich ein, der Titel gerät zur Prophezeiung.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...