Originaltitel: SOMEWHERE

USA 2010, 93 min
FSK 12
Verleih: Tobis

Genre: Tragikomödie

Darsteller: Stephen Dorff, Elle Fanning, Chris Pontius, Michelle Monaghan

Regie: Sofia Coppola

Kinostart: 11.11.10

8 Bewertungen

Somewhere

... Someday You Will Find What You Are Looking For

Ein schwarzer Ferrari dreht monoton seine Runden auf einer Teststrecke in der Wüste. Die Monotonie im Luxus ist es, der Sofia Coppola auch in ihrem neuesten Film einen nuancierten Auftritt verschafft. In all ihren bisherigen Arbeiten hat sie eine Lifestyle-Sehnsucht, die im Ungefähren lag, visuell und emphatisch in einen Trend verwandelt. Vor allem liegt das daran, daß Coppola sehr bei sich ist, wenn sie sich ihre Themen sucht. Sie ist ein It-Girl, das den guten Geschmack seit frühester Kindheit inhaliert hat, die den Low-Key-Style perfektioniert und ihre Louboutin Wedges genau richtig zur Acne Jeans kombiniert. Sie kennt Marc Jacobs, seit sie 18 ist, bewegte sich schon am Set, als ihr Vater APOCALYPSE NOW drehte, und kennt sie, die aufstrebenden Stars, die – wie Johnny Marco in ihrem Film – nicht wissen, wohin mit sich.

Sie hat sie gelebt, die Wochen im Hotel, im „Chateau Marmont“ in L.A., wo sich ihr Hauptdarsteller das Essen vom Room Service bringen läßt und seine leere Zeit mit Pole-Girls füllt, die er gelangweilt beobachtet, wie sie an ihren mitgebrachten Stangen ihre imperfekten Choreographien zeigen. Coppola kennt die Filmempfänge, die Codes einer Gesellschaft, die den Glamour nicht zu suchen braucht, die ganz natürlich in Hubschrauber steigt, um sich in ein Feriencamp fliegen zu lassen. Es ist keine fern abliegende Interpretation, daß sich die Regisseurin selbst in die Rolle der Cleo, der 10jährigen Tochter von Marco, hineingeschrieben hat. Es ist eine schmerzhafte Sehnsucht nach der tatsächlichen Anwesenheit eines Vaters zu spüren und doch auch eine tiefe Vertrautheit, ja fast Belanglosigkeit im Umgang der beiden, wie es nur eine Tochter sehen kann, die ihren Vater bewundert, jedoch immer noch vermißt. Cleo bewegt sich graziös auf dem Parkett der Dekadenz, ordert selbstsicher an der Rezeption Kochutensilien, um dann nach Rezepten aus dem Internet unglaubliche Dinge zu fabrizieren.

Stephen Dorff als Marco, der die perfekte Besetzung für die Sexiness eines Mannes „unserer“ Zeit verkörpert, den Geruch des unangestrengten Erfolges, leidet an seiner inneren Taubheit und bricht dann aus – mit nichts! Im Blick die unendliche Weite des Horizonts. Die neue Einfachheit – das Sehnsuchtsbild. Die Worte, die hätten gesagt werden müssen, zwischen dem Mann und dem jungen Mädchen werden vom Lärm des Hubschraubers verschluckt – niemand zitiert sich selbst so cool wie die Coppola.

[ Susanne Schulz ]