Originaltitel: WEIGHTLESS
USA 2017, 128 min
FSK 6
Verleih: StudioCanal
Genre: Drama, Musik, Liebe
Darsteller: Ryan Gosling, Rooney Mara, Michael Fassbender, Natalie Portman, Cate Blanchett
Regie: Terrence Malick
Kinostart: 25.05.17
Ein Film, der fließt und säuselt. In dem gern gepflegte Männerhände über schöne, flache Frauenbäuche streicheln, die ihrerseits so wohlig warm sein dürften wie das Licht über diesen Bildern. Die nun zeigen Austin, Texas – und Menschen, die allesamt wahnsinnig gut aussehen, und die zudem gern auch reich und dabei doch irgendwie innerlich leer oder sehnsüchtig oder einfach alles zusammen sind. Und die dieser Film dann streichelt, ähnlich wie die Hände, die Bäuche streicheln, in manikürt arrangierten Großaufnahmen. Dazu flirren Sinnfragen durch modernistische Architekturen ästhetisierter Entfremdung. Existenzialismus als Staubtanz in garantiert staubfreien Interieurs.
Doch, doch: Terrence Malick ist ein großer Regisseur, ein Kinomagier. Immer noch. Und trotz allem. SONG TO SONG heißt sein neuestes Film-Poem. Eins des prätentiösen Dahinsinnierens. Und eins, das einmal mehr einen Bewußtseinsstrom der Bilder und Klänge auf eine Weise in Bewegung setzt, die sich von den ja oft allzu institutionalisierten Erzählmustern des Kinos emanzipiert, sich den festgezurrten Konventionen des Narrativen entwindet.
Soll heißen: Nach TO THE WONDER und KNIGHT OF CUPS nervt Malick in SONG TO SONG einmal mehr mit Kitsch. Und versöhnt wie gehabt zugleich mit Kunst. Was den Film, mit dezidiertem Blick auf seine zwei Vorgänger, formal wie inhaltlich als Abschluß einer Trilogie aufscheinen läßt.
SONG TO SONG taucht ein in die Musikszene von Austin. Und im ja tatsächlich ein wenig unterseeisch anmutenden Erzählstrom des Films schwimmen dann auch allerlei hübsche Paradiesfisch-Statisten wie Patti Smith, John Lydon oder Iggy Pop umher. Daß Malick auf der Tonspur musikalisch nichtsdestotrotz auch hier eher auf Klassik setzt (Händel, Debussy, Mahler, Arvo Pärt), gehört freilich ebenso zur Handschrift des Regisseurs wie der Umstand, daß die Geschichte, die erzählt wird, sich assoziativ und fragmentarisch verfügt und darin erst einmal denkbar simpel ist: Der millionenschwere Produzent Cook liebt die aufstrebende Musikerin Faye, die zugleich den eigenwilligen Musiker BV liebt.
Was Malick dann indes daraus macht, wie sich das weiterspinnt, ausbreitet, fortträgt, ist eben ganz und gar Malick. Gibt es doch – immer noch und trotz allem – auch in SONG TO SONG Momente reinster Kinomagie. Momente, die man einfach als Versprechen lesen will. Es wird sich zeigen, ob und wie Malick dieses erfüllen wird.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.