D/Österreich 2022, 88 min
FSK 12
Verleih: Neue Visionen
Genre: Drama, Musik
Darsteller: Melina Benli, Law Wallner, Maya Wopienka
Regie: Kurdwin Ayub
Kinostart: 01.12.22
Yesmin und ihre Freundinnen Bella und Nati posen mit den Gebetsgewändern von Yesmins Mutter, räkeln sich lasziv auf dem Bett, versohlen sich gegenseitig den Hintern. Alles wird mit dem Handy aufgenommen. Schließlich stellen sie ihr Video zu „Losing My Religion“ von R.E.M. nach. Das Filmchen geht viral. Yesmin befindet sich plötzlich in einem inneren Zwiespalt, denn für sie ist ihre Religion nicht einfach nur Spaß, sie ist gläubige Kurdin. Im Gegensatz zu Bella und Nati trägt sie auch im Alltag ein Kopftuch und muß sich nun den Ärger ihrer Mutter anhören, die es gar nicht witzig findet, was die Mädchen treiben. Für sie ist das Video Gotteslästerung. Für Yesmin eine Aussage, daß sie alles darf, auch mit Kopftuch.
Kurdwin Ayub will, wie sie sagt, „Klischees umdrehen, damit spielen und provozieren.“ In ihrer Jugend hatte sie die Erfahrung gemacht, daß eine Freundin kurz äußerlich zur Muslima mutierte, um einem Jungen zu gefallen. Auch Bella und Nati bedienen sich Yesmins Kultur, ohne Schaden zu nehmen. Nur für Yesmin steht emotional etwas auf dem Spiel. Auch wenn sie nicht dem Stereotyp eines unterdrückten muslimischen Mädchens entspricht, spürt sie, daß sie sich ihre Identität anders erkämpfen muß als ihre Freundinnen.
Produziert von Ulrich Seidl, ist ein Film entstanden, in dem die Kamerahaltung eine dokumentarische ist, und immer wieder gibt das „Reale“ der Social-Media-Kanäle die Stimmung vor: heute das eine Ich beim Kotzen über der Kloschüssel, morgen im Glitzeroutfit, dann plötzlich Bella und Nati im Iran. WTF? Dazwischen wirken alle sehr verloren. Typisch Coming Of Age, aber es gibt eben immer jemanden, der draufhält.
[ Susanne Kim ] Susanne mag Filme, in denen nicht viel passiert, man aber trotzdem durch Beobachten alles erfahren kann. Zum Beispiel GREY GARDENS von den Maysles-Brüdern: Mutter Edith und Tochter Edie leben in einem zugewucherten Haus auf Long Island, dazu unzählige Katzen und ein jugendlicher Hausfreund. Edies exzentrische Performances werden Susanne als Bild immer im Kopf bleiben ...