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Soul Boy

Ein afrikanisch-deutscher Lichtblick im Kinderfilm-Dschungel

Gute Kinderfilme sind rar, gerade solche, die mehr wollen, als nur erprobte Dramaturgie-Rezepte aufzuwärmen. Kommt dann noch der Anspruch seitens der Eltern dazu, sich auch nicht langweilen zu wollen, wird’s schon schwierig. SOUL BOY ist ein Film, dem es spielend gelingt, Eltern und Kinder zu fesseln, und der noch dazu den Blick weit über den Tellerrand der europäischen Wohlstandsgesellschaft hinauslenkt.

Erzählt wird die Geschichte des 14jährigen Abila, der mit seiner Familie in Kibera, einem der größten Slums Afrikas, lebt. Eines Morgens ist sein Vater nicht mehr derselbe. „Die Geister haben mir die Seele weggenommen!“, sagt er und bleibt matt liegen. Die Mutter winkt ab, zu oft schon hat der Vater seine Seele dem Alkohol geschenkt. Auch Abila zweifelt an seinem Vater, begibt sich aber trotzdem in die Hütte einer mysteriösen Geisterfrau, der Nyawawa, um nach Hilfe zu suchen. Sie stellt Abila sieben rätselhafte Aufgaben, die er lösen muß, um die Seele des Vaters zu retten.

Die spannende Geschichte wird im Stil eines modernen Märchens temporeich und ganz auf Augenhöhe der Kinder erzählt, und sie läßt auch die Lebensbedingungen in Kibera nicht außen vor. Armut, Kriminalität und ethnische Spannungen gehören hier zur Tagesordnung und sind durchaus auch im Film zu finden. Im Mittelpunkt stehen aber Abila und seine Freundin Shiku, zwei gewitzte Kämpfernaturen, die sich so schnell nicht unterkriegen lassen.

Ein wunderbarer, ungewöhnlicher Kinderfilm mit starken Hauptdarstellern und einer Geschichte, die – ganz altmodisch – grundlegende Werte wie Mut, Hilfsbereitschaft und Ehrlichkeit transportiert, die hier genauso gelten wie in Kibera. Das Schöne daran ist, daß die kenianische Nachwuchsregisseurin Hawa Assuman ganz ohne Zeigefinger auskommt.

Einzig die Altersfreigabe ab sechs Jahren ist mit Vorsicht zu genießen, denn für 6jährige dürfte hier manches unverständlich bleiben. Gerade weil SOUL BOY ein Kinderfilm mit einem komplexen Setting ist und durchaus auch Ecken und Kanten hat, ist eine Empfehlung für Kinder ab ungefähr acht Jahren sicher realistischer.

[ Luc-Carolin Ziemann ] Carolin hat ein großes Faible für Dokumentarfilme, liebt aber auch gut gespielte, untergründige Independents und ins Surreale tendierende Geschichten, Kurzfilme und intensive Kammerspiele. Schwer haben es historische Kostümschinken, Actionfilme, Thriller und Liebeskomödien ... aber einen Versuch ist ihr (fast) jeder Film wert.