Österreich/D 2019, 91 min
Verleih: Real Fiction
Genre: Dokumentation
Regie: Elsa Kremser, Levin Peter
Kinostart: 24.09.20
Aufgesammelt von den Straßen Moskaus wurde eine Mischlingsdame am 3. November 1957 zum ersten Lebewesen im All. War es eine Kitschstory vom sozialen Aufstieg über dem Himmel der Sowjetunion, oder diente Hündin Laika eher als bereitwillig geopfertes Versuchskaninchen inmitten von unbarmherzigem Technizismus? In ihrer kosmonautischen Wurstpelle verstarb sie wenige Stunden nach Erreichen des Orbits an Überhitzung. Ohnehin war keine Rückkehr vorgesehen, und so verwandelte sich Sputnik 2 in einen fliegenden Sarg, der fünf Monate später über der Karibik verglühte. Einer Legende zufolge entfloh Laikas Seele in jenem Moment dem künstlichen Kometen, kehrte nach Moskau zurück und wandelt seither irgendwo zwischen Kreml und Luschniki-Stadion umher.
Das Regie-Duo Elsa Kremer und Levin Peter wird wohl kaum gehofft haben, die vierbeinige Weltraumpionierin wiederzuentdecken. Gern nahmen sie die obskure Geschichte aber zum Anlaß, zwei Straßenhunde über Monate hinweg durch Moskau zu begleiten, den rauhen, brutalen, aber auch entschleunigten Alltag der Kaltschnäuzer festzuhalten. Zeitgleich fragen sie: Was denken die eigentlich über uns? Die Kamera begibt sich auf Pfotenhöhe und versucht, die urbane Welt aus Streuner-Sicht zu verstehen. Während drinnen schief Karaoke gesungen wird, lungern die beiden Protagonisten Fleisch kauend und scheinbar ungerührt vor den Häusern herum.
Im Zusammenspiel mit dem historischen Bildmaterial und spärlich eingesetztem Off-Kommentar erschaffen die Filmemacher ein betörendes Bildgedicht, das langsam und leise zu uns flüstert statt lautstark zu bellen.
[ Hieronymus Hölzig ]