Originaltitel: SPUN

USA 2002, 100 min
Verleih: Tobis

Genre: Drama, Schräg

Darsteller: Jason Schwartzmann, John Leguizamo, Brittany Murphy, Mickey Rourke, Peter Stormare, Patrick Fugit, Mena Suvari, Alexis Arquette, Debbie Harry, Eric Roberts

Regie: Jonas Akerlund

Kinostart: 02.10.03

1 Bewertung

Spun

Das Elend der Welt in Clipästhetik

Wenn man diese Typen sieht, dann wird auch dem Letzten klar: die Welt ist wirklich im Arsch.

Ross, dieser kleine schwitzige Loser, hetzt hektisch zu Spider-Mike. Denn dieser manisch Waffen-fuchtelnde Typ ist ein Garant für harte Stoffe. In seinem abgeranzten Haus findet sich in jeder Sofafalte ein Grämmchen irgendwelchen Dröhnzeugs: Speed, Dope, Meth, Crystal, Ice, Zip, Tweed. In dieser Bude trifft such das ganze Elend der Welt. Namentlich der Pickelknabe Frisbee, das Dumpingflittchen Nickie und die hirnamputierte Jammerfee Cookie. Daß die Birne dampft, dafür sorgt der Gott unter den Dealern The Cook, ein muskelbepacktes Tattoo-Paket, ein tumber Supermachobrocken. Doch The Cook braucht Hilfe. Und da kommt der Tolterbub Ross gerade richtig. Er wird Cooks Chauffeur und vergißt dabei sogar das blonde Teil, welches seit Tagen zu Hause bei ihm ans Gitterbett gefesselt ist ...

Akerlund braucht keine tatsächliche Geschichte - die ausgemerkelten Gesichter, die hohlen Blicke seiner verkrachten Figuren erzählen gleich mehrere. Da Akerlund aus dem Musikclipgeschäft kommt, sieht sein Film genauso aus. Hektisch, im MTV-Stakkato geschnitten, musikalisch hip untermalt und dabei dennoch nicht nervtötend, sondern innovativ erzählt. Akerlund puzzelt nicht willkürlich seine Figuren und deren Ausraster zusammen, bei ihm hat das Chaos System und klare Strukturen. Er erliegt nicht dem ranzigen Charme, Drogenwracks als hippe Erfolgstypen zu stilisieren, er zeigt sie so wie sie sind: fertig, am Ende, leer und ohne Hoffnung auf den Aufgang der Sonne. Gottlob moralmeiert er auch nicht, das würde dem Film unnötig die Wirkung verwässern. Es wird ohnehin offensichtlich, daß der klaffende Abgrund schon ein Stück hinter den traurigen Helden seines Films liegt.

So ist SPUN zwar ein hochgradig zynischer, fieser und hämisch grinsender aber auch ein entwaffnender und hilfeschreiender Stachel im Allerwertesten der harmoniesüchtigen, neumodischen Gediegenheit. Der kluge Cocteau sagte mal, daß es Geschöpfe gibt, die schon von Geburt an ein Korrektiv brauchen, um den Kontakt zur Gesellschaft herzustellen. Damit hatte er im Allgemeinen zwar recht, jedoch die Rechnung ohne die Maßlosigkeit des neuen Jahrtausends gemacht.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.