Originaltitel: CHANGING LANES
USA 2002, 99 min
Verleih: UIP
Genre: Action, Thriller
Darsteller: Samuel L. Jackson, Ben Affleck
Regie: Roger Michell
Kinostart: 07.11.02
Gavin Banek und Doyle Gibson hätten sich an keinem amerikanischeren Ort kennenlernen können. Ausgerechnet auf dem FDR Drive in New York, dem meistbefahrenen Highway der geschäftigsten Stadt Amerikas krachen ihre Leben zusammen, da, wo die beiden großen Legenden des Big Apple noch zusammenfließen: Hier ist die Stadt, die niemals schläft, am wachsten, hier ist der wahre Schmelztiegel Amerikas, denn vor dem Stau der Rush Hour sind alle gleich, und Rush Hour ist hier 24 Stunden am Tag.
Der weiße smarte Yuppie-Anwalt Gavin Banek ist ein Gehetzter auf der Überholspur: Wenn er seinen Gerichtstermin schafft, hat er seinen bislang wichtigsten Fall schon so gut wie gewonnen. Der schwarze Versicherungsvertreter Doyle Gibson eilt mit Weile. Er hat zwar auch einen dringenden Termin beim Vormundschaftsgericht, doch er will nicht mehr drängeln, will jetzt alles richtig machen und sein Leben wieder in den Griff kriegen. Dafür geht er zu den Anonymen Alkoholikern, hat ein kleines Haus in Queens gekauft, das er für seine Ex und die kleinen Söhne renovieren will, damit sie wieder eine Familie sein können. Das wird er dem Richter und seiner Ex sagen. Alles wird gut werden. Banek drängelt, Gibson kann nicht ausweichen, Auffahrunfall, Männer, die krampfhaft versuchen, die Fassung zu wahren und sie lächerlich schnell verlieren, die ihre Termine verpassen, ihre Lebensentwürfe revidieren müssen und von Stund an im ewig niesligen New York rachelüstern immer enger und verzweifelter umeinander kreisen. Immer dann, wenn einer zum Frieden bereit ist, schlägt der andere in seinem Haß wieder los.
Ben Affleck als Anwalt Gavin Banek in seiner bislang beeindruckensten Rolle. Samuel L. Jackson als Doyle Gibson: eine krumme, klamme Gestalt jenseits aller Kaugummi-coolen blaxploitation-Helden, die dieser Schauspieler sonst gibt. Beklemmend gut. SPURWECHSEL ist ein Mainstream-Film mit religiösem Pathos und filmischer Verve. Keine amerikanische Siegeshymne, eher schon ein Abgesang, doch mit anschließender moralischer Wiedergeburt.
So etwas hätte man eher von Steven Soderbergh erwartet als vom Briten Roger Michell, dem Regie-Zuckerbäcker von NOTTING HILL. Ein wichtiger Film, dessen Bedeutung mit den Jahren wachsen wird.
[ Christian Seichter ]