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Spy Game

... und ewig kreist der Condor

Schon länger bedenkt man staatlich sanktionierte Spione auf der Leinwand mit Kritik. Aber noch ist das Gottvertrauen in unsere Leute beim CIA nicht ganz erschüttert. Das befriedende Rezept heißt: Spannung, Spiel und als Agent ein charismatischer Star, der in allen Lebenslagen Grundgüte durchschimmern läßt. Begeistern ließ sich ein immer noch bestechender Robert Redford und im Zuge dessen Brad Pitt, der mit dem Bücherwurm und CIA-Mann aus DIE DREI TAGE DES CONDORS einmal arbeiten wollte - hat er doch schon: in Redfords AUS DER MITTE ENTSPRINGT EIN FLUSS.

Nun, als Leinwand-Duo ist es eine Premiere und wird sicher mehrere Generationen von Frauen im Kino miteinander versöhnen. Doch vorerst gilt es, Brad Pitt alias Tom Bishop aus einem chinesischen Gefängnis zu retten. Nathan Muir rekrutierte ihn vor Jahren in Vietnam für den Geheimdienst, war sein beinharter Mentor in Ostberlin und Beirut. Doch Bishop begann, die Aufträge, die vielen Menschenopfer zu hinterfragen. Die Figur hat sich aus dem Spiel verabschiedet, agierte in China auf eigene Faust und wird damit zum bilateralen Politikum. Aber Muir will seinem Schützling dennoch helfen - einen Tag vor seiner Pensionierung, hinter dem Rücken und gegen die Regeln des CIA.

Mit sichtlichem Genuß gibt sich Tony Scott einer stringenten Struktur aus Rückblenden hin: Muir berichtet in den Hinterzimmern des Hauptquartiers von den gemeinsamen Einsätzen, die Handlung springt aufs Stichwort an die Schauplätze, die Regie schaltet sich in altbewährter Spionage-Film-Manier souverän und mit Überblick durch politische Skandale, Verschwörungen und Intrigen.

Doch obwohl Kamera, Schnitt und Musik auf eine Art todschickes Schnellschach eingeschworen wurden, darf Redford in aller Ruhe hinter der disziplinierten Härte eines abgebrühten Agenten das bedingungslose Engagement für einen Freund wiederfinden. Heureka!

[ Sylvia Görke ]