Dem Rodriguez sollte man einfach nicht zu viel Geld geben. Nach legendärem Punkkino wie EL MARIACHI, DESPERADO, FROM DUSK TILL DAWN und dem genial-glibbrigen FACULTY bekam der Anarcho-Regisseur ein Mega-Budget und dreht was? Schlaumeierisches Kinderkino! Also Nö! Aber der Reihe nach, ist eh rasch erzählt: Die beiden Rotzgören Carmen und Juni hören allabendlich vor dem kindlichen Entschlummern eine Gutenacht-Geschichte, worin ein Agenten-Pärchen die haarsträubendsten Abenteuer in allen Winkeln der Welt erleben muß. Bald dürfen die Kleinen aber erfahren, daß jene Agenten tatsächlich existieren: es sind ihre Eltern. Diese aber werden vom ultrafiesen Fegan entführt, der in seinem kranken Hirn von der Weltherrschaft und kampfgestählten Roboterkindern aus der Cyberspace-Retorte träumt. Jetzt kann natürlich nur noch wer helfen??? Richtig! Unsere kleinen Stupsnäschen...
Das nervt! Kinder als Weltenretter gehen zwar in einem nicht üblen Grönemeyer-Lied plausibel durch, taugen durchaus als witzige und starke Charaktere in entsprechender Jugendliteratur - im Kino reicht es langsam mit diesem infantilen Jesus-Gehabe. Was soll das? Ist das nun panisches Festhalten an den vermeintlich verankerten Grundsätzen eines demokratisch-verwurzelten Kapitalismus, wo der Nachwuchs die Rente verdienen soll? Der Traum ist doch ausgeträumt. Ist es die tragische Kindsköpfigkeit von Filmemachern, die mit Anfang 30 Angst haben, ohne jugendlichen Espritbeweis schon zum alten Eisen zu gehören?
Wahrscheinlich ist es aber viel simpler: Zielgruppenhysterie! Bälger, Kinder, Jugendliche, Eltern, Nachbarn... Irgendwie für alle was dabei. Naja, wenigstens macht Antonio Banderas seine Sache gut: er läßt so richtig schön-schmierig den Latino raushängen und beweist mit jeder Gel-Ladung im pechschwarzen Haar Mut zur Selbstironie. Ist ja auch schon was.
Originaltitel: SPY KIDS
USA 2001, 90 min
Verleih: Concorde
Genre: Action, Komödie
Darsteller: Antonio Banderas, Alan Cumming, Robert Patrick
Regie: Robert Rodriguez
Kinostart: 04.10.01
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.