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Stealing Klimt

Wem gehört Kunst?

Ist Kunst jedweder Art öffentlicher Bestandteil oder privates Besitztum? Jahrelang hielt die österreichische Regierung an kostbaren Kunstschätzen fest, obwohl sie ihr faktisch nie gehörten. Sie waren zu großen Teilen Beutekunst, gestohlen von den Nazis bei den großflächigen Enteignungen der jüdischen Bevölkerung. Nach dem Krieg blieben gerade in Österreich viele Führungskräfte des Dritten Reichs in ihren Ämtern, und die Kunstwerke gelangten in ihre Hände. Dabei ist die Geschichte eines Gemäldes meist viel älter als die Kriegszüge des vergangenen Jahrhunderts.

Die beiden Bilder mit dem Titel "Adele Bloch-Bauer" von Gustav Klimt beispielsweise entstanden um die Jahrhundertwende aus einer engen Beziehung des österreichischen Jugendstil-Malers zur Wiener Aristokratenfamilie Bloch-Bauer. Seit ihrer Fertigstellung im Jahre 1907 befanden sich die Werke im Besitz des Zuckerrohrfabrikanten Ferdinand und seiner Frau Adele, Muse des Meisters. In ihrem Testament bat Adele ihren Mann, diese beiden und drei weitere Klimt-Gemälde an die Österreichische Galerie zu stiften. Doch als seine Frau 1925 starb, stellte Ferdinand die Bilder in Gedenken an seine Frau öffentlich aus. Im Zuge der Novemberprogrome von 1938 eigneten sich schließlich die Nazis die Bilder an, und sie verschwanden im Besitz des kunstsüchtigen Hitler. Es dauerte 60 Jahre, bis sich für die mittlerweile in die USA emigrierten Nachkommen eine Möglichkeit ergab, ihr Recht auf Rückgabe der Kunstwerke einzuklagen. Mit Leidenschaft führte die 90jährige Maria Altman, Nichte des Ehepaars Bloch-Bauer, schließlich einen aussichtslos erscheinenden Rechtsstreit gegen den Staat Österreich.

Die britischen Dokumentarfilmer Jane Chablani und Martin Smith begleiteten sie dabei und führen uns zunächst durch die abenteuerliche Geschichte der Gemälde, von ihrer Entstehung bis in die Gegenwart. Die Erzählungen von Altman, Kunsthistorikern sowie zahlreiche Zeitdokumente lassen die Vergangenheit lebendig werden. Am Ende grübelt man über die Frage, wem Kunst eigentlich gehört - dem, für den sie geschaffen wurde, oder dem, der sie kauft. Und man vebleibt mit dem Gefühl, daß das eigene Verständnis von Geschichte um einen Aspekt reicher geworden ist.

[ Lars Tunçay ]