D 2023, 121 min
FSK 16
Verleih: Majestic

Genre: Drama, Historie

Darsteller: Paula Baer, Jannis Niewöhner, Katja Riemann

Regie: Kilian Riedhof

Kinostart: 25.01.24

6 Bewertungen

Stella

Vom Untergehen

Groß sind sie, die Träume der Jungen. Broadway, Cotton Club, darunter eigentlich nix. Doch die Pläne der Geschichte sind andere – gegen Stella und ihre Swing-Band. Die Nationalsozialisten sind längst an der Macht, der Zweite Weltkrieg tobt, die Flucht nach Amerika wird undenkbar, gelbe Sterne werden an dürre Brüste geheftet, Musikersehnsüchte sind der Verzweiflung ums pure Überleben gewichen. Stella wird als jüdische Zwangsarbeiterin in der Rüstung arbeiten, bis sie dem Hasardeur und Paßfälscher Rolf Isaaksohn begegnet ...

Was zu Beginn etwas sprunghaft erzählt ist, gerät bald in den Takt und wird zu einer zutiefst beklemmenden Studie einer zerrissenen jungen Frau. Die sich schuldig macht – im Kampf um das Leben ihrer Eltern und bald in der Bereitschaft, dafür andere Juden für den schnöden Profit und das eigene Durchkommen zu verraten. Stella Goldschlag taugt nicht zur Heldin, die einstige Stella verschwindet hinter einer bitteren Ersatzexistenz, die geprägt ist von kühlem Kalkül und auch primitiver Überheblichkeit. Aber wer werfe den ersten Stein ...

Genau diese Position, eine gut entschiedene, nimmt der Regisseur und Koautor Kilian Riedhof ein, er richtet nicht, denn dieses übergroße „Wie hätte ich mich verhalten?“ schwebt über seinem erschütternden, in den menschlichen Abgründen zutiefst berührenden Film. Rolfs Ausspruch „So sind die Zeiten ... Geh mit oder geh unter!“ greift zwischen juveniler Schlagfertigkeit und eiskalter Chuzpe und wird mindestens vor Vernarbung nicht retten können, denn Stella bleibt zeitlebens ein zerstörter Mensch. Vor allem durch Paula Baers in jeder Phase durchdringendes Spiel gerät STELLA zur Kinowucht, zu einem Schicksalszeugnis der Angst und Verkommenheit.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.