Originaltitel: THE STEPFATHER

USA 2009, 101 min
FSK 18
Verleih: Sony

Genre: Horror, Killer, Thriller

Darsteller: John Tenney, Christopher Meloni

Regie: Nelson McCormick

Kinostart: 31.12.09

Noch keine Bewertung

Stepfather

Gesichter und Hintern im Gegenwarts-Horrorfilm

Häuser weiß, Rasen grün, Autos groß. Vorstadt, Made In USA. Bewährte Kulisse für die Angst vor dem Bösen, das ja lange schon nicht mehr in alten Schlössern oder Nebelwäldern geistert, sondern hinter der Tünche einer Welt, die sich ihres Glückes latent vergewissern muß mit dem optimistischen Dauerlächeln gut Lebensversicherter. Doch wie eine giftige Schlange in sonniger Idylle lauert hier Verderben. Das Dunkel versteckt im Hellen. Das Dunkel verkleidet als das Helle.

Das US-Kino gewann dem immer mal wieder Meisterwerke ab (HALLOWEEN, BLUE VELVET). Und solide Schocker in B-Film-Manier. Joseph Rubens KILL, DADDY, KILL (1987) ist so einer. Ein Reißer als Polemik zum Konservatismus der Reagan-Ära, die damals narzißtisch mit Perlweiß-Grienen auf ihrem Höhepunkt taumelte. Ein Perlweiß, das bei Ruben zum Nachtschwarz mutiert. Mit freundlichen Gesichtern, die zu Angstfratzen und Teufelsvisagen werden. Horror!

Ja, man muß an dieser Stelle noch einmal so ausführlich über Rubens Film sprechen. Weil der jetzt mit STEPFATHER als ein Remake auferstand, das bezeichnend für den gegenwärtigen Zustand des Genres ist. Die geschiedene Susan lernt den charmanten David kennen. Witwer, wie der gleich erwähnt. Bald lebt David mit Susan und deren Kindern ein Familienidyll mit Haus und Garten. Nur Susans ältestem Sohn Michael schwant bei seinem Stiefvater nichts Gutes. Zu Recht – Biedermann David ist ein psychopathischer Serienkiller.

STEPFATHER ist dramaturgisch grobmotorig und inszenatorisch einfallslos. Mit Schauspielern, die autistisch durch eine Geschichte tappen, der Regisseur Nelson McCormick absolut nichts abgewinnen kann. Das Grundproblem: McCormick gruselt sich nicht im sterilen Reihenhaus, er fühlt sich wohl darin. Statt Unbehagen, Einverständnis. Das Böse gärt hier nicht, es kommt zu Besuch von außerhalb – als dämlicher Buh-Mann David, der nur deshalb zähe Filmminuten lang nicht entlarvt wird, weil Susan und Co. eben noch dämlicher sind.

Was zum Stil des Films paßt. Beispiel: Michael betrachtet auf einer Nachrichten-Webseite eine Phantomzeichnung. Ist das David? fragt Michaels Gesicht in Großaufnahme. Spannung! Und Schnitt, neue Großaufnahme: der knackige Bikini-Hintern von Michaels Freundin. Wow! Erkenntnisse daraus? Ein Gesicht kann so ausdrucksstark sein, wie ein Po. Und: Letzteres ist hier das einzig Sehenswerte.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.