Originaltitel: STEP BROTHERS

USA 2008, 97 min
Verleih: Sony

Genre: Klamotte, Komödie, Schräg

Darsteller: Will Ferrell, John C. Reilly, Mary Steenburgen, Richard Jenkins, Adam Scott

Regie: Adam McKay

Kinostart: 11.09.08

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Stiefbrüder

Ein etwas anderes Loblied auf die Familie

Geschmäcker sind ja verschieden, Sympathien auch, dennoch würde man manchen schauspielerischen Brachländern am liebsten nachdrücklich verbieten, die Leinwand zu bevölkern. Aber ach, solcher Ruf verhallt meist ungehört, die Betreffenden drehen munter weiter. Dies gilt ebenfalls für Will Ferrell. Ächz! Allerdings sei eiligste Entwarnung erteilt, denn das humorblinde Hühnchen Ferrell hat nun tatsächlich mal ein Korn gefunden. Ein recht großes sogar.

Was dieser Film allerdings primär starken Mitstreitern wie Mary Steenburgen oder Richard Jenkins verdankt. Sie geben ein spontan vermähltes Paar, welches vorrangig der Umstand vereinte, daß sich beide mit Söhnen an die 40 herumschlagen müssen, die immer noch zu Hause wohnen, arbeitsscheu und ziemlich bekloppt sind. Beste Voraussetzungen also für zünftigen Zoff zwischen den Stiefbrüdern wider Willen. Aber nach einigen Sabotageakten führen gemeinsame Vorlieben – wie Frauenzeitschriften als Masturbationsvorlage – zu dickem Kumpeltum, gepaart mit der Erkenntnis, daß Familie eventuell doch was ganz Schönes sein kann.

Hört sich irgendwie nicht nach einer gelungenen Komödie an? Darf trotzdem als eine solche bezeichnet werden, denn das von Einbußen verschonte Tempolimit liegt von Beginn an enorm hoch, der Wortwitz trifft sauber ins Schwarze, und hinzu kommen einige derart absurde Dialoge, daß man sich zunehmend beim automatischen Loslachen erwischt. In ihrer Schrägheit ungeschlagen unter anderem eine Szene, in der sich unsere zwei Elternteile gegenseitig allen Ernstes versichern, "Ice Ice Baby" sei ein toller Song ... Ganz zu schweigen von situationskomischen Sequenzen, wie dem Vergraulen unliebsamer Nachbarn oder einer hübschen Zombiefilm-Hommage. Selbst Kinderhasser und John-Woo-Fans kommen auf ihre Kosten, sofern sie den Abspann ansehen – dringend empfohlen!

Insgesamt haben wir es also mit einem echten Novum zu tun: dem ersten wirklich lustigen Will-Ferrell-Vehikel. Umso unverständlicher, warum die Autoren ihrem Konzept nicht einfach vertrauen, es vielmehr neben den obligatorischen Fäkalaussetzern zusätzlich durch allerlei dämliche Penis-Gags "bereichern." Oder wollte damit vielleicht jemand kompensieren, daß er ... nun ja ... etwas zu kurz gekommen ist?!

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...