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Stoned

Mißratenes Porträt eines großen Musikers

Nach den ersten großen Erfolgen zieht sich Brian Jones, 1962 Gründer der legendären "Rolling Stones", auf sein Landhaus in East Sussex zurück. Sieben Jahre als Visionär und kreativer Kopf einer aufsteigenden Band, als Popidol, als Frauenheld und Modeguru liegen hinter ihm, und nun taucht er mehr und mehr ab in psychedelische Rauschzustände und erotische Exzesse. Drogen und Sex verdrängen den Rock’n’Roll. 1969 fliegt Jones aus der Band und ertrinkt noch im selben Jahr, gerade 27jährig, unter mysteriösen Umständen.

Stephen Woolley hat sich für sein Regiedebüt einen Titelhelden ausgesucht, der einer ganzen Generation Ikone war und auch heute noch eine stattliche Fangemeinde haben dürfte. Woolley hat es leider gründlich vermasselt, und wenigstens diejenigen, die Jones vergöttern, werden seinen Film zu Recht blasphemisch schimpfen. Woolley konzentriert sich auf die letzten Monate im Leben des Brian Jones, nicht ohne anhand zahlreicher verquaster Rückblenden den Eindruck erwecken zu wollen, er zeichne ein ganzes Porträt. Seiner Geschichte von Aufstieg und Fall eines begnadeten Musikers und paranoiden, drogen- und sexsüchtigen Menschen, kann auch der erkennbare Versuch einer detailgenauen Milieuzeichnung nicht auf die Sprünge helfen. Zentraler Konflikt ist die Beziehung von Jones zu Frank Thorogood, einem biederen Bauunternehmer, der mit dem Umbau des Landhauses beauftragt wurde und wohl ebenso mit der Beaufsichtigung des absteigenden Stars.

Von Anziehung und Abstoßung, von Verlangen und von Demütigungen, von Hilflosigkeit und Aggressionen zwischen den beiden Männern will Woolley erzählen und steuert dabei auf ein Ziel zu - die Theorie, der schwer gekränkte Thorogood hätte Jones schließlich ertränkt. Daß Woolley sich im filmischen Handwerk auf Technik und einige Raffinessen versteht, übertüncht er mit Bildern, die zum großen Teil der Phantasie eines pubertierenden Jünglings entsprungen sein könnten. Peinlich sind die Dialoge, zu unvermittelt und - als Garant für eine märchenhafte Kulisse - leicht durchschaubar ein Ausflug mit dem Filmteam nach Marrakesch. Rechte für originale Songs erhielt Woolley nicht, der Soundtrack, vor allem mit gecoverten Versionen, geriet dennoch ganz ordentlich.

Ein herzlicher Dank aber gilt allein Roger Burton für ein wirklich herausragendes Kostümdesign. In dieser Hinsicht leben die Swinging Sixties in STONED noch einmal auf. Modefans und ambitionierte Second-Hand-Shop-Besitzer können sich somit wenigstens "ein Auge holen".

Originaltitel: STONED

GB 2005, 102 min

Genre: Biographie, Musikfilm, Drama

Darsteller: Leo Gregory, Paddy Considine, David Morrissey

Regie: Stephen Woolley

Kinostart: 15.06.06

[ Jane Wegewitz ] Für Jane ist das Kino ein Ort der Ideen, ein Haus der Filmkunst, die in „Licht-Schrift“ von solchen schreibt. Früh lehrten sie dies Arbeiten von Georges Méliès, Friedrich W. Murnau, Marcel Duchamp und Man Ray, Henri-Georges Clouzot, Jean-Luc Godard, Sidney Lumet, Andrei A. Tarkowski, Ingmar Bergman, Sergio Leone, Rainer W. Fassbinder, Margarethe v. Trotta, Aki Kaurismäki und Helke Misselwitz. Letzte nachhaltige Kinoerlebnisse verdankt Jane Gus Van Sant, Jim Jarmusch, Jeff Nichols, Ulrich Seidl, James Benning, Béla Tarr, Volker Koepp, Hubert Sauper, Nikolaus Geyrhalter, Thierry Michel, Christian Petzold und Kim Ki-duk.