Originaltitel: STORM: LETTERS VAN VUUR

NL 2017, 105 min
FSK 6
Verleih: Farbfilm

Genre: Abenteuer, Kinderfilm, Historie

Darsteller: Davy Gomez, Juna de Leeuw

Regie: Dennis Bots

Kinostart: 23.03.17

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Storm und der verbotene Brief

Darf’s auch ein bißchen klüger sein?

Wie ein per Internet zu einigem Ruhm gelangter Schüleraufsatz verrät, horchte die Welt auf, als Luther seine „95 Prothesen“ an die Schloßkirche in Wittenberg schlug. Hübsche Vorstellung: Fegefeuer und ähnlichem Kram richtig die (falschen) Zähne und Körperteile gezeigt! Davon abgesehen, errechnet der geschichtskundige Mathematiker ein Jubiläum, konkret 500 Jahre und daher Grund, dem Mann einen Familienfilm zu widmen. Wir reisen zurück nach 1521, Luther selbst tritt kurz auf und schnell wieder ab, die Hauptrolle übernimmt Storm, Sohn des örtlichen Druckermeisters. Selbiger ist entschiedener Gegner der öffentlichen Verbrennung kontroverser Schriften sowie des Ablaßhandels, ein Rebell eben – und zwangsweise auf dem Kieker der Obrigkeit. Was auch Storm trifft, als Papa der Inquisition zum Opfer fällt, er darüber hinaus einen höchst brisanten Druckstock vor der Zerstörung bewahren muß …

Häresie, Reformation, Folter, Blasphemie und noch viel mehr für Kinder auf der Eignungsskala nun nicht automatisch ganz nach vorn gesetzte und (siehe oben) potentiell unverständliche Themen – kann das umgelegt auf alle Altersstufen wirklich funktionieren? Ein kräftig in den fragenden Raum gerufenes "Natürlich!" später gleich die Begründung: Weil Storm & Co. Historisches nicht als zähes pädagogisches Dörrobst, sondern knackiges Studentenfutter an die eben auch kleine Zielgruppe bringen. In Form eines spielerischen Abenteuers, welches mit seinen tollen Kostümen, Lokalkolorit aufrufenden invaliden Bettlern oder sorgfältigen Ausstattungsorgien nicht nur wunderbar lebendig aussieht, sondern auch inhaltliche Fülle auf die Leinwand schüttet. Dabei die Kurzen nie nervig an die Hand, aber ihren hoffentlich noch nicht durch versungenen Heile-Welt-Animationsdünnsinn tunnelblickbeschränkten geistigen Horizont ernst nimmt, anschließende Auseinandersetzung mit dem Erlebten anregt.

Und „erlebt“ ist hier ein Schlüsselwort, denn abgesehen vom Lerneffekt sind Verfolgungsjagden durch die Kanalisation nervenkitzelnd, ein ermordeter Helfershelfer etwas gruselig, das väterliche Schicksal erst traurig, dann märchenhaft, die jungen Protagonisten erfrischend schlagfertig. Außerdem mag ein erster Kuß rühren, zum Giggeln einladen oder empören, je nach Alter und Geschlecht des Betrachters. Bleibt: ein Film, unterhaltsam wie ein Tag auf dem Rummel, nur um einiges klüger.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...