4 Bewertungen

Stromberg – Der Film

Das letzte Wiehern des Bürohengstes

Jede Null verzehnfacht das Problem, heißt es in Buchhalterkreisen. Im Fall von STROMBERG, jener fruchtbaren Kollision eines britischen Serienformats im Fake-Doku-Kleid mit der auf satirische Spitzen getriebenen Hölle des deutschen Büroalltags, vervielfachte sie vor allem das Vergnügen. Denn Obernull Bernd Stromberg, Abteilungsleiter beim fiktiven Versicherer Capitol, addierte sich mit weiteren Nullen, den Mobbing-Opfern, Schreibtischtätern und Solitär spielenden Zeittotschlägern, zu einer echten Hausnummer in der hiesigen Fernsehgeschichte. Nach der fünften Staffel ist nun wohl Schluß mit lustig. Für das Abschiedsgeschenk wurde gesammelt – und gegen alle Crowdfunding-Erfahrungen mit Bürokollegen kam dabei statt einer Schachtel belgischer Pralinen mit Blumen von der Tanke ein ganzer Kinofilm zusammen.

Was paßt schließlich besser zum Charakter des Titelhelden, als sich, quasi im Untergehen, noch einmal richtig, nämlich auf Leinwandgröße, aufzublasen. Mit dem Schlachtruf „Laß das mal den Papa machen!“ stürzt sich Bernd Stromberg in das letzte Abenteuer der festangestellten Zivilisation – auf zum Betriebsausflug, hinein ins Firmenjubiläum mit Streichquartett und DJ Günni, hinab ins Fegefeuer der Beleidigungen und Dialogunfälle. Doch während es bei Bernd & Ernie und all den anderen Lach- und Sachbearbeitern im Fernsehen nur um Leben und Tod ging, steht diesmal wirklich alles auf dem Spiel. Denn wer es nicht schafft, auf seiner Schleimspur direkt in die Zentrale hochzurutschen, der wird wohl in der Filiale das Licht ausschalten dürfen.

Im Kinolicht sieht STROMBERG indes nicht viel anders aus als in der Flimmerkiste. Daß der Film dennoch unverzichtbar ist, wird besonders den Serienfans sofort einleuchten, die immerhin den Abschied vom vielleicht überzeugendsten Comedy-Arschloch seit Ekel Alfred zu bewältigen haben – und vielleicht zum letzten Mal Gelegenheit bekommen, sich ihrer Lacher angesichts versemmelter Karrieren und zertretener Gemüter anständig zu schämen. Noch einmal geben Regisseur Feldhusen und Autor Husmann also Dampf auf den Kessel voller armer Würstchen, lassen Zoten in peinlich berührtes Schweigen regnen und verbreiten den typischen Geruch aus Druckertoner, Magentabletten und Angstschweiß, zuletzt sogar ein bißchen Revolutionsstimmung. „Büro ist Krieg“, sagt der Papa. Und schon ham’wer wieder was gelernt vom Bernd …

D 2013, 115 min
FSK 12
Verleih: NFP

Genre: Komödie

Darsteller: Christoph Maria Herbst, Bjarne Mädel, Oliver Wnuk, Milena Dreißig

Stab:
Regie: Arne Feldhusen
Drehbuch: Ralf Husmann

Kinostart: 20.02.14

[ Sylvia Görke ]