Originaltitel: SUBURRA

I 2015, 130 min
FSK 16
Verleih: Koch Films

Genre: Thriller, Drama, Schicksal

Darsteller: Pierfrancesco Favino, Elio Germano, Claudio Amendola, Alessandro Borghi, Greta Scarano

Regie: Stefano Sollima

Kinostart: 26.01.17

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Suburra

Rom, geschlossene Stadt

In Italien gilt es fast schon als Volkssport, wenn sich investigative Journalisten mit anderen umstrittenen Berufsgruppen zusammentun, um dem Buch- und Filmmarkt aufsehenerregende Werke zu übergeben. Beispiel: 2006 hatte Roberto Saviano mit „Gomorrha“ dem „Mafia-Kino“ der Neuzeit einen entscheidenden Impuls versetzt, der von Regisseur Matteo Garrone zwei Jahre später dankbar aufgenommen wurde. Auch Carlo Bonini, Journalist, und Giancarlo De Cataldo, Richter, veröffentlichen gemeinsame Editionen, denen das Schildchen „Thriller“ anhängt, die inhaltlich aufgrund extremer Nähe zum Tatsächlichen jedoch tiefer zielen. Nur Fiktion? Pustepanettone!

Es dauert eine Weile, bis man als Zuschauer in SUBURRA mit den ganzen i-Punkten klarkommt. Wer hier gegen wen antritt, ob Malgradi nun mit Adami oder den Anacletis dealt oder was Spadino nun mit Manfredi hat. Frauen sind natürlich im Spiel, sie heißen Viola und Sabrina. Und der Vatikan hat schließlich auch ein „i“ … Doch die Beats der französischen Band M83 und der visuelle Fluß von Regisseur Stefano Sollima pumpen alles ziemlich flott in Form. Aus diesem atemlosen Streifen gibt es kein Entkommen mehr für denjenigen, der mit kompromißloser Kühle, ja, frostiger Brutalität und null Moral auf der Leinwand umgehen kann.

Rom ist hier eine geschlossene Stadt, SUBURRA steht für das verrufene Armenviertel der Antike, aber auch für das schwarze Herz einer Metropole in ewiger Schieflage. Politiker haben dichte Kontakte zu Mafiosi, die arrangieren sich mit Neofaschisten, kungeln mit der katholischen Kirche um Kredite, weibliche Prostituierte und Drogenabhängige sind für die Männerwelt nur Accessoires, vor Totschlag und Mord schreckt keiner zurück – die Clans nicht, die sie ausführen, noch die Korrupten, die sie in Auftrag geben.

Diesmal geht es um Baugenehmigungen und Finanzierungen, eine riesige Vergnügungsmeile, die zwischen Rom und Ostia entstehen soll, ums Vertreiben ansässiger Mieter, Händler und Gastronomen. Klar, daß dabei Sektoren und Interessen tangiert werden, die mit Worten allein nicht zu beherrschen sind. Nicht in Rom!

SUBURRA vernetzt in sieben Regentagen bis zur Apokalypse zwei Handvoll Schicksale. Die meisten davon sind selbst gewählt, selbst verantwortet, selbst verkackt. Mechanisch! Ein Rädchen greift ins andere, so wie eine Hand die andere wäscht. Und manchmal rutscht sie eben aus.

[ Andreas Körner ]