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Suck My Dick

Nicht ohne meinen Schwanz

Der Mann ist einfach gut! Statt sich nach seinem genialischen Erfolg DIE UNBERÜHRBARE dem Druck auszuliefern, mit Hamlet-Klatsche durch die Welt zu watschen und Ernsthaftigkeit mit borniertem Schulmeister-Habitus zu verätzen, dreht der gute Oskar Roehler aus lockerem Händchen die wohl ätzendste und zugleich entspannteste Attacke auf den Männlichkeitswahn unserer Zeit. Komplex steht hier gegen Erwartungen. Hier - und da liegt Roehler als Beobachter unserer ach so ungerechten Zeit nicht daneben - definiert sich der perfekte Mann über volles Haar, Grips oder wenigstens Erfolg, schöne Zähne und einen dicken Schwanz. Kann man nicht alles haben - obwohl’s schon toll wäre.

Der begehrte Autor Dr. Jekyll jammert seinem Psychiater konkrete Verlustängste ins Ohr, die sich durch Interaktion seiner Romanfigur Hyde sehr bald als berechtigt herausstellen. Jekyll verliert tatsächlich Geschlecht, Haar, Kauleiste und darauf auch soziale Anerkennung. Indessen läuft Hyde, Hauptfigur aus Jekylls neuestem Roman "Dr. Dickhirn", dem so arg malträtierten Bestsellerknaben über den Weg: wallendes Haar, perfekte Zähne, ziemlich hirnlos zwar, aber jede Menge Fleisch zwischen den O-Beinen. Jekyll rastet aus. Dann begegnet er der divösen Jeanny, die erstaunlich in die Metamorphose des einstigen Medienlieblings eingebunden ist. Bei ihr kann man sich was wünschen...

Schwanz ab - Kopf ab: derb, ordinär, frech und kein bißchen platt - es ist einfach unverschämt erfrischend und unterhaltsam, was Roehler aus dieser parapsychologischen Legende rausgeholt hat. Schön gegen den Strich aller komödiantischen Erwartungshaltungen gebürstet, bringt Roehler frischen Wind in die staubigen Lach- und Schmunzelstuben der Republik. Perfekt auch Edgar Selge als geplagter Kastrat.

Nur leidlich erträglich allerdings ist Wolfgang Joop als dessen Psychiater. Wenn der Modemensch so im Ohrensessel in der schicken Praxis sitzt, beinüberschlagen und still gefaltete Hände, dann geht das alles noch als ansehnlich und stylish besetzt durch - doch schon bald macht er den Mund wieder auf...

Aber egal. Oskar Roehler hat einen Film gemacht und: der Mann ist einfach gut!

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.