Originaltitel: Merci pour le chocolat
F 2000, 99 min
Verleih: Concorde
Genre: Thriller
Darsteller: Isabelle Huppert, Jacques Dutronc, Anna Mouglalis, Rodolphe Pauly
Stab:
Regie: Claude Chabrol
Drehbuch: Claude Chabrol
Kinostart: 04.01.01
Die angehende Pianistin Jeanne hat bei einem Kaffeekränzchen von einer Freundin ihrer Mutter erfahren, daß sie als Baby im Krankenhaus für einige Stunden mit einem neugeborenen Jungen vertauscht worden war. Zwar beteuert ihre Mutter, das Mißverständnis habe sich damals schnell geklärt, doch überzeugend klingt das nicht für Jeanne. Schließlich ist der Vater des Jungen, den man ihren Eltern damals an ihrer Stelle mit nach Haue geben wollte, der berühmte Pianist André Polonski. Gegen den Willen ihrer Mutter besucht sie André, um herauszufinden, ob sie ihre musikalische Begabung und Leidenschaft dem Zufall zu verdanken hat oder eben den dominanten Genen ihres wirklichen Vaters.
Wieder einmal beweist Claude Chabrol, daß er ein wahrer Meister der inszenierten Eiseskälte ist. In der eleganten Villa des Pianisten hat er ein Netz aus Unverbindlichkeit und zähnefletschender Höflichkeit ausgelegt, unter dem ein gähnender Abgrund lauert. Zwischen schicken Möbeln und kultivierten Umgangsformen thront die wunderbar kühle Isabelle Huppert als Mika, Tochter eines Schokoladenfabrikanten und zweite Ehefrau des Künstlers. Lauernd, aber immer freundlich und zuvorkommend kümmert sie sich um den jungen, schönen Gast ihres Gatten, serviert heiße Schokolade und hält sich ansonsten im Hintergrund. Dieser Frau gilt Chabrols ganzes Interesse. Die Kamera beobachtet sie, ohne je wirklich Einblick in ihre Gefühlswelt zu bekommen. Nur kleine Gesten und vorsichtige Blicke lassen ahnen, daß Mikas Fürsorglichkeit für den Stiefsohn, ihren Mann und die schöne Jeanne nur Fassade ist. Mißgunst und kranke Eiferucht bleiben hinter ihrer schönen Stirn verborgen, sind lediglich erahnbar, nie wirklich zu greifen.
Und gerade dieses Spiel aus Andeutungen, die Chabrol einfach aber wirkungsvoll zu grausamer Gewißheit verdichtet, der konsequente Verzicht auf simple Psychologisierung und auf die Schilderung von Motiven läßt Mikas perfide geplanten Mordanschlag auf die Rivalin um die Gunst Andrés um so ungeheuerlicher erscheinen.
[ Sylvia Görke ]