Originaltitel: SUFFRAGETTE

GB 2015, 107 min
FSK 12
Verleih: Concorde

Genre: Drama, Historie

Darsteller: Carey Mulligan, Helena Bonham Carter, Ben Whishaw, Brendan Gleeson, Meryl Streep

Regie: Sarah Gavron

Kinostart: 04.02.16

1 Bewertung

Suffragette

Alles, was (Wahl-)Recht ist

Genug geredet! Anfang des 20. Jahrhunderts wollen die britischen Frauen nicht mehr bloß höflich und gesittet um ihr Wahlrecht bitten, sondern greifen zu nachdrücklichen Mitteln. Aus friedlichem Protest wird „ziviler Ungehorsam“, der sich zunächst in eingeworfenen Schaufensterscheiben manifestiert, später kommen drastischere Maßnahmen hinzu, die Suffragetten-Bewegung schlittert nah am Rande der Kriminalität: „You Want Me To Respect The Law? Then Make The Law Respectable!“

Mittendrin fungiert Maud, eine ausgebeutete Wäscherin, Ehefrau und Mutter, als Identifikations-Anker für den Zuschauer, ihr Wandel vom verhuschten Mäuschen zur kämpferischen Suffragette dient einerseits geschickt dazu, Informationen an das flacher im Stoff stehende Publikum zu bringen, und andererseits wird so der Weg geebnet, um emotionale Ebenen zu verbauen. Dabei ist gottlob auch ohne lärmiges Anti-Männer-Getöse immer klar, auf welche Seite sich Regisseurin Sarah Gavron schlägt, doch hätte sie hier und dort schon etwas weniger Notwendigkeiten abhakend inszenieren dürfen, was bedeutet: Den schmierig-brutalen Chef, das leidende Kind, Ausbrüche von Polizeigewalt schaut man schlußendlich irgendwann eher von außen an, nimmt solche Deutlichkeit als Manipulation für die gerechte Erzählung wahr, beachtet künstlerisch jederzeit angesprochen, aber recht ungerührt Ausstattung, Kostüme, Alexandre Desplats emphatische Musik. Und wird selbstverständlich von an vorderster Front voller Hingabe agierenden Darstellerinnen beeindruckt, alle überflügelnd Carey „Maud“ Mulligan: groß die Augen, noch größer das Herz, am größten die bittere Lebenserfahrung. Mulligan trägt nahezu den kompletten Film auf schmalen Schultern, leuchtet aus sich heraus problemlos jede Gängigkeit hinweg.

Wer allerdings wegen der überaus prominent auf dem Poster verewigten Meryl Streep quasi vollkommen automatisch das Kinoticket löst, sei vorgewarnt. Wie selbstverständlich gibt die angebetete Göttliche, sofern es das Original betrifft, erneut eine verblüffende Kostprobe des berühmten, geradezu spielerischen Umgangs mit Akzenten, bloß dauert der vollständige Auftritt ungefähr drei Minuten.

Den Rest ihrer nur nominellen Anwesenheit verbringt Streep hier vornehm zurückgezogen fernab der Publikumsansicht entweder gut versteckt, hektisch auf der Flucht oder gleich im Knast. Eine echte, scheue Diva eben!

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...